Path: senator-bedfellow.mit.edu!bloom-beacon.mit.edu!news-out.cwix.com!newsfeed.cwix.com!newshub.northeast.verio.net!verio!fu-berlin.de!news.uni-stuttgart.de!news.belwue.de!news.bawue.de!amylnd.s.bawue.de!not-for-mail From: agnus@amylnd.s.bawue.de (Matthias Zepf) Newsgroups: de.rec.tv.technik,de.rec.film.misc,de.answers,news.answers Subject: Fernseh- und Videonormen, Filmformate und Soundsysteme (FAQ) Supersedes: <88oaha$2k7$1@amylnd.s.bawue.de> Followup-To: de.rec.tv.technik,de.rec.film.misc Date: 23 Apr 2000 07:12:23 GMT Organization: Lokaler News-in-Dosen-Server auf amylnd. Lines: 2391 Approved: news-answers-request@MIT.EDU Expires: Sat, 1 Jul 2000 00:00:00 GMT Message-ID: <8du7on$4p0$1@amylnd.s.bawue.de> Reply-To: agnus@amylnd.s.bawue.de (Matthias Zepf) NNTP-Posting-Host: amylnd.s.bawue.de Mime-Version: 1.0 (FinalNews for OpenStep; Version 0.37 / Sep 14, 1997) Content-Type: text/plain; charset=ISO-8859-1 Content-Transfer-Encoding: 8bit Summary: This posting tries to answer all faq about tv and video standards, film formats, cinema and home cinema sound systems. It's in German, like the newsgroup. Xref: senator-bedfellow.mit.edu de.rec.tv.technik:14938 de.rec.film.misc:41810 de.answers:4405 news.answers:182071 Archive-name: de-film/formate Posting-Frequency: monthly Last-modified: 1999-11-21 URL: http://www.bawue.de/~agnus/FAQ_Video.text ========================================================================== == FAQ zu Fernseh- und Videonormen, Filmformaten und Soundsystemen == ========================================================================== 21.11.1999 §§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§ §§ §§ §§ (C) Copyright 1995-2000 Matthias Zepf (agnus@amylnd.s.bawue.de) §§ §§ §§ §§ Diese Textdatei darf für nichtkommerzielle Zwecke UNVERÄNDERT §§ §§ gespeichert und ausgedruckt werden. Die Weiterleitung an Dritte §§ §§ (insbesondere andere Netze als das »Usenet«) bedarf der Zustimmung §§ §§ des Autors. Die kommerzielle Nutzung und Weitergabe gegen Entgelt §§ §§ ist grundsätzlich untersagt. §§ §§ §§ §§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§ Weitere Fragen, Hinweise und Korrekturen sind willkommen. Eine HTML- Fassung dieses FAQs ist in Vorbereitung. Dieses FAQ kann in der aktuellen Fassung auch unter folgenden »Adressen« eingesehen werden: http://www.bawue.de/~agnus/FAQ_Video.text http://www.cheppie.de/faq/videofaq.txt news:de.rec.tv.technik news:de.rec.film.misc news:de.answers news:news.answers Folgenden Personen gilt mein besonderer Dank, für ihre hilfreichen Kommentare und Beiträge zu diesem FAQ (alphabetisch): Matthias Andree, Moritz Barsnick, Hinrich Eilts, Hans Fischer, Markus Fritze, Walter Hafner, Oliver Heidelbach, Stefan Hellwig, David Hermann, Bjoern Hoehrmann, Arnd Kaiser, Ralph Kitzing, Torsten Kracke, Martin Kraemer, Michael Manger, Thomas Meyer, Eike Mueller, Carsten Muencheberg, Robert J. Niland, Jan Peters, Kai Rode, Joerg-Olaf Schaefers, Frank Schiele, Martin Schmidt, Wolfgang Schwanke, Dirk Schwarzhans, Nicky Serfling, Robert Siersch, Markus Stoll, Sönke Tesch, Martin Wittig, Christian Wolff An diversen Stellen sind technische Zusammenhänge etwas vereinfacht bzw. minimal falsch dargestellt, um Verwirrungen beim Leser zu vermeiden. Zum Teil wird in eckigen Klammern auf diese Fehler hingewiesen bzw. kurz auf den richtigen Sachverhalt eingegangen. Für die inhaltliche Korrektheit wird keine Garantie übernommen. Schadensersatzansprüche wegen Fehlern in diesem FAQ können nicht geltend gemacht werden. Für die Einhaltung der Urheberrechte bei den von Co-Autoren beigetragenen Teilen sind die jeweiligen Co-Autoren verantwortlich. Veränderungen: 23.08.1999 -> 16.09.1999 Kapitel 7.4.1.4. umbenannt. 16.09.1999 -> 17.10.1999 Neue Links bei 9.1. 17.10.1999 -> 21.11.1999 Korrektur bei 1.2., 1.2.2., 1.2.4., 1.5., 4., 6.2.5.3.; neue Links bei 9.1.; neuer Eintrag bei 3.4.; Überarbeitung von 7.4.1.2. 0. Inhalt -------------------------------------------------------------- 1. Fernsehnormen 1.1. Bild (schwarzweiß) 1.2. Bild (farbig) 1.2.1. NTSC 1.2.2. PAL 1.2.3. PALplus - in Vorbereitung - 1.2.4. SECAM 1.3. Übersicht Sendenormen 1.4. Auflösung 1.5. Teletext, Close Caption 2. Videonormen 2.1. Aufzeichnung 2.2. Film-Video-Transfer 3. Videowiedergabe 3.1. Grundsätzliches 3.2. NTSC-Playback-Recorder 3.3. Multinorm-Recorder 3.4. Recorder-Übersicht 4. Normwandlung 5. Filmformate und Film-Video-Transfer 5.1. Einleitung 5.2. Harte Formate 5.2.1. Der Transfer harter Formate auf den Fernsehschirm 5.2.2. Bemerkungen zu harten Formaten 5.3. Weiche Formate 5.3.1. Der Transfer weicher Formate auf den Fernsehschirm 5.3.2. Bemerkungen zu weichen Formaten 5.4. Weitere Filmformat-Begriffe 5.5. Ausgewählte Filmformate 6. Andere Speichermedien für Film im Heimbereich 6.1. Laserdisc (LD) 6.1.1. Einführung 6.1.2. Die Technik 6.1.3. Der Ton auf der Laserdisc 6.1.4. Interaktive Elemente der Laserdisc 6.1.5. Ausstattungsmerkmale moderner Laserdisc-Player 6.1.6. Sonstiges 6.2. Digital Versatile Disc (DVD) 6.2.1. Einführung 6.2.2. DVD-ROM 6.2.3. DVD-R, DVD-RAM 6.2.4. Datenformate der DVD 6.2.4.1. Videoformate 6.2.4.2. Audioformate 6.2.5. Schutzmechanismen 6.2.5.1. Kopierschutz 6.2.5.2. Länderkennung 6.2.5.3. DiVX 6.2.6. Qualitätsvergleich zwischen DVD und anderen Medien 6.2.7. Sonstiges 7. Soundsysteme 7.1. Analoge Soundsysteme 7.1.1. Mono 7.1.2. Stereo 7.1.3. Dolby Stereo / Dolby Surround 7.1.4. Dolby Stereo 70mm 6-Track 7.1.5. Dolby Stereo Spectral Recording (SR) 7.1.6. Sonstige analoge Soundsysteme 7.2. Digitale Soundsysteme 7.2.1. Dolby Digital (DD) 7.2.2. Dolby EX 7.2.3. Digital Theater Sound (dts) 7.2.4. Sony Dynamic Digital Sound (SDDS) 7.3. Nicht mehr verwendete Soundsysteme 7.3.1. Sensurround 7.3.2. Cinema Digital Sound (CDS) 7.4. Qualitätssicherungssysteme 7.4.1. THX 7.4.1.1. Kinos mit THX-Zertifikat 7.4.1.2. Geräte fürs Heimkino mit THX-Zertifikat 7.4.1.3. Filme fürs Heimkino mit THX-Zertifikat 7.4.1.4. Theater Alignment Program (TAP) 7.4.1.5. Anmerkungen zu THX 8. Begriffserklärungen und Abkürzungen - in Vorbereitung - 9. Literatur - im Aufbau - 9.1. Interessante Web-Seiten - im Aufbau - 1. Fernsehnormen ------------------------------------------------------- 1.1. Bild (schwarzweiß) Zunächst etwas Geschichte: Am Anfang war das Schwarzweißfernsehen. Der Sender übertrug ein Helligkeitssignal (Luminanz), das im Fernseher mit Hilfe des Rasterstrahls wiedergegeben wurde. Dieser Rasterstrahl läuft in Zeilen von links oben nach rechts unten. Beim ersten Durchlauf werden allerdings nur die Zeilen 1, 3, 5 usw. (eben die ungeraden Zeilen) angezeigt. Am Ende einer Zeile folgt in der Luminanz ein Synchronisationssignal, das den Fernseher auffordert, den Rasterstrahl nach links in die übernächste Zeile zu stellen. Ist der Rasterstrahl rechts unten angelangt, folgen drei Synchronisationssignale, die den Rasterstrahl wieder nach links oben befördern. Dann kommt eine kleine Pause, um dem Rasterstrahl Zeit zu geben, von rechts unten nach links oben zu hüpfen. Diese Pause ist die berühmte »Austastlücke«. Im nächsten Durchlauf werden die geraden Zeilen (2, 4, 6 usw.) dargestellt. Jeder Durchlauf stellt also ein Halbbild (half frame oder manchmal auch »video field« genannt) dar. Zwei Halbbilder ergeben ein Vollbild. Dieses Verfahren (erst ungerade, dann gerade Zeilen) wird »interlaced« genannt und wurde aufgrund der technisch beschränkten Möglichkeiten (maximale horizontale Geschwindigkeit des Rasterstrahls; ca. 15 kHz) gewählt. In Europa (so wie Asien, Australien und Afrika) und den USA (so wie Japan, Kanada, Südamerika und einige Pazifikinseln) wurden von Anbeginn (wegen der verschiedenen Netzfrequenzen) verschiedene Standards etabliert: Tabelle 1: Schwarzweiß-Standards ----------------------------------------- USA Europa ----------------------------------------- Netzfrequenz 60 Hz 50 Hz Frames (je Sekunde) 30 25 Zeilenzahl (je Frame) 525 625 ----------------------------------------- [Diese Unterscheidung ist nicht vollständig, d.h. es gab trotzdem beim grenzüberschreitenden Empfang in Europa Probleme, z. B. durch unterschiedliche Sendefrequenzen. Doch das soll uns im Sinne dieses FAQ nicht näher interessieren, weil reines Schwarzweißfernsehen der Vergangenheit angehört. Näheres dazu kann aus 1.3 abgeleitet werden.] [Die Wiederholrate (für die USA und »Verwandte«) beträgt nicht exakt 60 Hz, sondern 59,94 Hz, also 29,97 Vollbilder je Sekunde.] 1.2 Bild (farbig) ------------------------------------------------------ Irgendwann um 1953 (USA) bzw. 1967 (Europa) sah man sich plötzlich in der Lage, das Schwarzweißfernsehen farbig zu machen, ohne dabei auf die Kompatibilität verzichten zu müssen. (Vorher gab es Versuche mit inkompatiblen Systemen, die aber von der Qualität her noch schlechter waren.) Dem Luminanz-Signal wurde huckepack ein Farbsignal (Chrominanz) aufgeladen. Dabei ging man wie folgt vor: Die Farbe besteht aus einem roten, einem grünen und einem blauen Anteil (RGB); alle drei Anteile in der Summe ergeben wieder die Helligkeit (Luminanz), die üblicherweise als Y bezeichnet wird. Es reicht also aus, zusätzlich zu Y die Differenz zwischen Y und R sowie die Differenz zwischen Y und B zu übertragen; G läßt sich dann errechnen. [Tatsächlich handelt es sich um eine gewichtete Summe, mit den ungefähren Gewichten von 0,30 für rot, 0,59 für grün und 0,11 für blau.] Für die Farbcodierung wurde in den USA zunächst NTSC entwickelt. Dabei wird eine Differenz in die Amplitude moduliert, die andere in die Phase des Farbträgers. Dieses Methode nennt man auch Quadraturmodulation. Dieses System hat allerdings Schwächen, die man für Europa ausbügeln wollte. Mehr als ein Jahrzehnt später kam aus deutschen Landen NTSC mit Sicherheitsgurt: PAL. Gleichzeitig zu PAL wurde in Frankreich ein neuer Ansatz (unabhängig von NTSC; nicht mit Quadraturmodulation) geboren: SECAM. 1.2.1 NTSC ------------------------------------------------------------- NTSC steht für »Never the same Color« (naja, nicht ganz :), eher für etwas wie »National Television Standards Committee«), was aber damit ausgedrückt werden soll ist, daß das unter 1.2 beschriebene Verfahren ohne Modifikationen umgesetzt wurde. Der gravierende Nachteil ist, daß wenn es bei der Übertragung zu Phasenverschiebungen kommt, die Farben verfälscht werden (z. B. Hautfarbe als Olivgrün oder Knallrosa). NTSC-Fernsehgeräte haben einen Regler, um entsprechende Korrekturen vorzunehmen. Hauptsächlich wird die NTSC-Farbcodierung heute auf ein SW-Bild mit 525 Zeilen, von denen ca. 480 zu sehen sind, bei einer Wiederholrate von 60 Hz interlaced, also 30 Vollbilder je Sekunde, angewendet. Das Composite-Signal (Kombination aus Luminanz und Chrominanz) besteht aus der Luminanz und der bei 3,58 MHz aufmodulierten Chrominanz. So wird es in den USA, Kanada und Japan verwendet. Spricht man im allgemeinen von »NTSC«, so meint man üblicherweise nicht direkt die Technik der Farbcodierung, sondern die Kombination 525/60/NTSC. 1.2.2 PAL -------------------------------------------------------------- Da Europa ein paar Jahre später am Zug war, machte man sich etwas mehr Gedanken, um das NTSC-Problem (siehe 1.2.1) auszuschalten. Die Lösung hieß PAL. PAL steht für »Phase Alternating Line« (oder so ähnlich :), was bedeutet, daß zwischen der Chrominanz der einzelnen Zeilen ein Phasensprung (um 180 Grad) besteht, der für den Ausgleich von Übertragungsfehlern sorgt, indem als Farbanteile jeweils die Mittelwerte über zwei Zeilen verwendet werden. Außerdem ist der PAL-Farbraum gegenüber dem NTSC-Farbraum um 30 Grad gedreht. (Kleiner Haken: Dafür kann nicht an jeder Stelle des Bilds jede beliebige Farbe verwendet werden. Die Wahl der Farbe ist abhängig von der Farbe in der Zeile darüber. Das hat aber keinen sichtbaren Einfluß auf das Bild.) Hauptsächlich wird die PAL-Farbcodierung heute auf ein SW-Bild mit 625 Zeilen, von denen ca. 580 zu sehen sind, bei einer Wiederholrate von 50 Hz interlaced (siehe oben), also effektiv 25 Vollbilder (Frames) je Sekunde, angewendet. Das Composite-Signal (Kombination aus Luminanz und Chrominanz) besteht aus der Luminanz und der bei 4,43 MHz aufmodulierten Chrominanz. So wird es in Westeuropa (außer Frankreich) und in Australien verwendet. Spricht man im allgemeinen von »PAL«, so meint man üblicherweise nicht direkt die Technik der Farbcodierung, sondern die Kombination 625/50/PAL. [Die erste (1) und die letzte Zeile (625) des »ungeraden« Halbbilds haben jeweils nur die halbe Länge, damit beide Halbbilder insgesamt die gleiche Länge haben.] 1.2.3 PALplus ---------------------------------------------------------- In Vorbereitung. Eine sehr gute (englische) Einführung gibt es unter: http://iiit.swan.ac.uk/~iisteve/palplus.html 1.2.4 SECAM ------------------------------------------------------------ Von Wolfgang Schwanke SECAM benutzt zur Farbübertragung im Gegensatz zu PAL und NTSC nicht eine Trägerfrequenz, sondern zwei. Und während PAL und NTSC Quadraturmodulation anwenden (man kann es auch als eine Kombination von Amplituden- und Phasenmodulation betrachten), verwendet SECAM die stabilere Frequenzmodulation, wobei nur jeweils eine der beiden Farbkomponenten abwechselnd übertragen wird (daher zwei Träger). SECAM erreicht dadurch, ebenso wie PAL, stabile Farbtöne und vermeidet die Kinderkrankheiten von NTSC, hat aber wegen der Frequenzmodulation den Nachteil, daß der Farbträger immer in voller Amplitude vorhanden ist, und so bei farblosen Bildpartien Störmuster im Bild hervorruft. In den meisten Ländern, die sich für SECAM entschieden haben, geschah dies aus politischen Motiven: Das Erfinderland Frankreich wollte durch eine von den Nachbarn abweichende Norm Importe von Fernsehgeräten erschweren und die heimische Industrie begünstigen (dieser Plan ging nicht auf, sondern man handelte sich nur Nachteile mit Inkompatibilitäten ein). Im damaligen Ostblock wollte man den Empfang von westlichen Sendern durch eine inkompatible Norm erschweren (augenfällig beim Beispiel DDR, wo dies jedoch nicht glückte, da die Schwarzweißnorm zu der der Bundesrepublik kompatibel blieb). Im allgemeinen unterscheidet man sprachlich zwischen SECAM-West und SECAM-Ost, weil die Norm in verschiedenen Frequenzbereichen gesendet wird und deshalb die Empfänger nicht zwangsläufig beides können (s. dazu Abschnitt 1.3). Zu allem Überfluß gibt es SECAM auch noch in zwei verschiedenen Aufzeichnungsvarianten auf VHS-Video. Prinzipiell kann SECAM-West und SECAM-Ost gleich auf Video aufgezeichnet werden. Da aber in den SECAM-Ost-Ländern (vor allem Naher Osten) auch PAL gebräuchlich ist, hat man den PAL-VCR eine Möglichkeit gegeben, auch SECAM-Signale aufzunehmen. Dieses Aufzeichnungsformat ist aber inkompatibel zu einer normalen SECAM-Aufnahme und nennt sich MESECAM. Im allgemeinen gilt also, daß Frankreich »normales« SECAM als Aufzeichnungsnorm benutzt, während Osteuropa und der Nahe Osten MESECAM verwenden. 1.3. Übersicht Sendenormen ---------------------------------------------- In den vorhergehenden Kapiteln sind mehrere Farbfernsehsysteme vorgestellt worden. Jedes besteht aus den zwei Komponenten a) Zeilenzahl/Frequenz (schwarzweiß) und b) Farbsystem. Die genannten Kombinationen sind die gebräuchlichsten (und für uns als Westeuropäer interessantesten). Natürlich sind auch andere Kombinationen denkbar und werden teilweise auch tatsächlich eingesetzt. In der Realität verwendete Kombinationen, also solche, in denen auch gesendet wird (Quelle: Multi-Standard Video Systems FAQ (Rev. 1.9) von Bevis R. W. King; erweitert): ----------------------------------------------------------------- Name Voll-/Halbbilder Zeilen Farbsystem Farbträger ----------------------------------------------------------------- NTSC 29,97/59,94 525 NTSC 3,579545 MHz *1 PAL 25/50 625 PAL 4,43619 MHz PAL-M 29,97/59,94 525 PAL 3,575611 MHz PAL-N 25/50 625 PAL 3,582056 MHz SECAM 25/50 625 SECAM 4,25/4,40625 MHz D2-MAC 25/50 625/1250 D2-MAC - ----------------------------------------------------------------- Pseudo-Kombinationen, also solche, die von VCR o. ä. erzeugt werden (Quelle: Multi-Standard Video Systems FAQ (Rev. 1.9) von Bevis R. W. King): ----------------------------------------------------------------- Name Voll-/Halbbilder Zeilen Farbsystem Farbträger ----------------------------------------------------------------- NTSC 4,43 29,97/59,94 525 NTSC 4,43 MHz *2 PAL 60 29,97/59,94 525 PAL 4,43 MHz *3 NTSC-625 25/50 625 NTSC 3,58 MHz ----------------------------------------------------------------- *1 = wird in Europa oft »NTSC 3,58« genannt; *2 = nur bei Multinorm-VCR üblich; *3 = wird auch »PAL-525« genannt; bei PAL-VCR mit NTSC-Wiedergabe üblich. Nun stellt sich abschließend die Frage: »In welchem Land der Erde wird welches System eingesetzt?« Die Antwort ist leider nicht ganz einfach, weil es noch mehr Unterschiede gibt. Da wäre noch der Frequenzbereich, in dem terrestrische Ausstrahlungen durchgeführt werden und die Methode, mit der der Zuschauer mit Stereo-Ton versorgt wird. Man unterscheidet folgende Möglichkeiten (Quelle: Multi-Standard Video Systems FAQ (rev 1.9) von Bevis R W King): Bildübertragung Stereo-Ton-Übertragung -------------------------------------- ------------------------------ Code Bilder/ Frequenz- Sound Modu- Name Technik Zeilen bereich Offset lation -------------------------------------- ------------------------------ B 25/625 VHF +5,5 MHz Neg MTS ein Differenzensignal C 25/625 VHF +5,5 MHz Pos wird übertragen, um D 25/625 VHF +6,5 MHz Neg aus dem Mono-Ton einen G 25/625 UHF +5,5 MHz Neg Stereo-Sound zu machen H 25/625 UHF +5,5 MHz Neg I 25/625 UHF +6,0 MHz Neg FM-FM zwei getrennte, ana- K 25/625 UHF +6,5 MHz Neg loge FM-Kanäle L 25/625 UHF +6,5 MHz Pos M 30/525 VHF +4,5 MHz Neg NICAM zwei getrennte, digi- N 25/625 VHF +4,5 MHz Neg tale Tonkanäle -------------------------------------- ------------------------------ ------------------------------------- ------------------------------------- Land Bild-Code Farbe Ton Land Bild-Code Farbe Ton ------------------------------------- ------------------------------------- Ägypten B,G SECAM Dänemark B PAL NICAM Indien B PAL Griechenland B,H SECAM Island B PAL Neuseeland B PAL NICAM Bulgarien D,K SECAM Türkei B PAL Polen D,K SECAM Zypern B PAL Rumänien D,K SECAM Rußland (UdSSR) D,K SECAM Australien B,G PAL FM-FM Slowakei D,K SECAM Belgien B,G PAL NICAM Tschechien D,K SECAM Deutschland B,G PAL FM-FM Ungarn D,K SECAM Finnland B,G PAL NICAM Holland B,G PAL FM-FM Frankreich L SECAM Israel B,G PAL Italien B,G PAL Japan M NTSC Luxemburg B,G PAL Kanada M NTSC Norwegen B,G PAL NICAM Peru M NTSC Österreich B,G PAL FM-FM Taiwan M NTSC Portugal B,G PAL USA M NTSC MTS Schweden B,G PAL NICAM Venezuela M NTSC Schweiz B,G PAL FM-FM Spanien B,G PAL NICAM Brasilien M PAL-M MTS Jugoslawien B,H PAL Argentinien N PAL-N China D PAL Einige der »SECAM-Länder« ver- Großbritannien I PAL NICAM suchen nach und nach PAL zu Hongkong I PAL NICAM etablieren (insbesondere die Irland I PAL osteuropäischen Staaten). Südafrika I PAL ------------------------------------- ------------------------------------- 1.4. Auflösung --------------------------------------------------------- Immer wieder wird die Frage nach der Auflösung des Fernsehbilds gestellt. Die vertikale Auflösung (senkrecht, Anzahl der Bildzeilen/Scanlines) ist bereits in 1.1 beschrieben. Auch VHS zeichnet _ALLE_ Zeilen auf. [In der Tat werden nicht wirklich alle Zeilen aufgezeichnet, aber zumindest alle sichtbaren. Lediglich oben und unten, außerhalb des sichtbaren Bilds, werden Zeilen nur teilweise auf dem Band gespeichert bzw. ganz weggelassen.] Deutliche Unterschiede gibt es bei der horizontalen (waagrechten) Auflösung. Weil analog, wird diese Auflösung in »Linien« angegeben, was etwas verwirrend ist (in vielen Bedienungsanleitungen steht auch »Zeilen«, was natürlich totaler Quatsch ist). Man muß es wie folgt verstehen: Man nehme einen schwarzen Hintergrund, auf den man nebeneinander weiße senkrechte Linien malt. Erhöht man die Anzahl der Linien, die man gleichmäßig nebeneinander auf den Bildschirm malt, kommt irgendwann der Punkt, bei dem man keine einzelnen Linien mehr erkennt, sondern nur noch eine graue Fläche. Genau diese Anzahl, ab der die Linien verschwimmen, ist die horizontale Auflösung. VHS bringt es auf 240 Linien; S-VHS auf 400 Linien (beide Angaben für SP; bei LP oder gar EP ist es natürlich viel weniger). In der Region um 330 Linien liegt eine terrestrische Fernsehausstrahlung. Die höchste horizontale Auflösung auf analoger Basis erreicht (im Heimbereich) mit 450 Linien die Laserdisc. Bei den 500 Linien ist auch die Leistungsgrenze der Fernsehgeräte erreicht; und um wirklich 500 Linien sehen zu können bedarf es schon a) eines guten Fernsehgeräts und b) einer S-Video-Verbindung (oder besser noch RGB), bei der Luminanz und Chrominanz getrennt übertragen werden. Das neue Medium DVD (Digital Versatile Disc) erreicht durch seine digitale Bildspeicherung eine Auflösung, die ungefähr 550 Linien entspricht. Es gibt Testbilder, um die Auflösung des Fernsehgeräts zu prüfen; auf diesen Testbilder laufen zehn oder mehr Linien von oben nach unten auf einen Punkt zu (also v-förmig). Neben diesem Linienbündel sind Zahlenwerte angegeben (Werte ca. 300 bis 500) womit die Auflösung bestimmt werden kann. 1.5. Teletext, Close Caption ------------------------------------------- Zusätzlich zum Fernsehbild werden von vielen Sendern weitere Informationen ausgestrahlt. In NTSC-Ländern hauptsächlich »CC« (Close Caption), ein System zur Untertitelung von Sendungen; ein spezieller Decoder, der in vielen Fernsehgeräten eingebaut ist, macht die Untertitel sichtbar. Texte können in verschiedenen Farben an jeder Stelle des Bilds plaziert werden. »CC« bleibt auch bei Aufzeichnung auf VHS-Video erhalten - weshalb es auch in PAL-Ländern unter dem Namen »Movietext« eingeführt werden soll. In PAL-Ländern ist Teletext üblich, der von fast allen Sendern angeboten wird. Teletext bietet sogenannten Seiten, die in zyklischer Reihenfolge ausgestrahlt werden. Der Decoder (in Fernsehgeräten und Videorecordern eingebaut) muß also warten, bis die von Benutzer gewünschte Seite gesendet wird. Teletext bietet neben Farbe und verschiedenen Schriftgrößen auch einfache Blockgrafik. Verschiedenen Zeichensätze ermöglichen den Einsatz von Teletext in der ganzen Welt. Mit Teletext können nicht nur Untertitel sondern auch beliebige andere Informationen verbreitet werden. So bieten Sender i. d. R. eine Programmübersicht an, mit deren Hilfe z. B. Videorecorder programmiert werden können. Teletext kann nur mit S-VHS oder vergleichbar gut auflösenden Videosystemen aufgenommen werden. (Einige Hersteller von Video-Recordern, z.B. Akai, bieten auch VHS-Geräte an, die angeblich Teletext aufzeichnen können. Ob und wie das funktioniert ist bisher unklar.) Der Teletext der öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland heißt »Videotext« (eingetragenes Warenzeichen), weshalb zu Teletext in Deutschland meistens Videotext gesagt wird - andere Sender nennen ihren Teletext nach dem Sendernamen, z. B. RTLtext, SAT.1-Text, CNNtext usw. Von Teletext gibt es auch eine neuere, hochauflösende Version, die bisher aber nur auf sehr wenigen Fernsehgeräten betrachtet werden kann, weil nur ganz wenige Geräte mit einem Decoder V2.5 ausgestattet sind. CNN hat den Teletext so »aufgebohrt«, daß mit Hilfe eines speziellen Decoders (gegen Bezahlung) Informationen der Presseagentur Reuters eingesehen werden können (die Seiten haben statt nur Zahlen auch Buchstaben als Kennung). 2. Videonormen --------------------------------------------------------- 2.1. Aufzeichnung Bild und Ton kann auf Video aufgezeichnet werden. Hier werde ich nur VHS (Video Home System) abhandeln. VHS gibt es in NTSC, PAL, PAL-M, SECAM und MESECAM. Diese Aufzeichnungsformate sind alle zueinander inkompatibel. Die Kassetten werden zwar - nach der Beschriftung zu urteilen - in zwei Gruppen, nämlich NTSC und PAL/SECAM, eingeteilt, sind jedoch physikalisch gleich (auf PAL-/SECAM-Kassetten kann NTSC aufgezeichnet werden und andersherum). Unterschiedlich ist aber die Bandgeschwindigkeit. In PAL/(ME)SECAM läuft das Band nur bei etwa 2/3 der NTSC-Geschwindigkeit. (Zu PAL-M liegen mir leider keine Informationen vor.) Das heißt in PAL/(ME)SECAM paßt etwa 1/3 mehr auf ein Band. Tabelle 2 zeigt, welche Bandlaufzeiten üblich sind. In PAL/(ME)SECAM gibt es neben der normalen Aufzeichnung in »SP« (Shortplay) noch »LP« (Longplay), was der halben Bandgeschwindigkeit und damit der doppelten Kapazität entspricht. Ebenso in NTSC. NTSC kennt zusätzlich »EP« (Extended Longplay), 1/3 Bandgeschwindigkeit, also dreifache Kapazität gegenüber SP (wird manchmal auch als »SLP« - Super Long Play - bezeichnet). Tabelle 2: Kassettentypen -------------------------------------------------------- Euro- US- PAL PAL NTSC NTSC NTSC Länge Bezeichnung Bezeichnung SP LP SP LP EP ca. -------------------------------------------------------- E-180 T-120 180 360 120 240 360 257m E-240 T-160 240 480 160 320 480 343m E-300 T-200 300 600 200 400 600 429m -------------------------------------------------------- Die Video-Aufzeichnung erfolgt mit einer rotierenden Videotrommel. Je Umdrehung wird ein Frame (ein Vollbild) aufgezeichnet. Da NTSC 30 fps (Frames je Sekunde) hat, dreht sich die Trommel natürlich schneller, als in PAL-VCR (VCR = Video Cassette Recorder = Videorecorder) mit nur 25 fps. [Die Zeitangaben in Tab. 2 sind nur ungefähre Werte. So ist z. B. eine E-180-Kassette 257 m lang und hält locker 185 Minuten (PAL). Eine vergleichbare T-120-Kassette ist nur 246 m lang und hält knapp mehr als 122 Minuten (NTSC). Um z. B. drei Stunden NTSC auf eine europäische VHS-Kassette aufzuzeichnen, bedarf es einer E-260, die ca. 182 Minuten NTSC aufnehmen kann.] 2.2. Film-Video-Transfer ----------------------------------------------- In dieser Welt existieren drei übliche Frame-Raten. Siehe dazu Tabelle 3 (hfps = half frames per second = Halbbilder je Sekunde). Tabelle 3: Frame-Raten ----------------------- NTSC 30 fps / 60 hfps PAL 25 fps / 50 hfps Film 24 fps ----------------------- Die Frage ist nun, wie werden Spielfilme und Fernsehserien (beide werden in der Regel auf Film aufgezeichnet) auf Video übertragen. Die Antwort für PAL ist sehr einfach (und für viele immer wieder überraschend): Ein Film-Frame wird auf ein PAL-Frame übertragen. Dadurch wird das Material mit 25 statt mit 24 fps abgespielt, also zu schnell. Deshalb ist in PAL alles um 4% kürzer, als im Kino oder in NTSC (außer es werden andere Transfer-Verfahren verwendet, was manchmal bei Fernsehserien im Privatfernsehen der Fall ist, um längere Beiträge zu erzeugen, was mehr Werbung möglich macht). Da die Differenz zwischen 24 und 30 zu groß ist, muß für NTSC ein anderes Verfahren herhalten. Man nennt es »2:3-Transfer«. Jedes ungerade Film-Frame (1, 3, 5 usw.) wird auf zwei NTSC-Half-Frames übertragen, jedes gerade Film-Frame (2, 4, 6 usw.) auf drei NTSC-Half-Frames. Tabelle 4: »2:3-Transfer« ------------------------------------------------------------ Film-Frame 01 01 02 02 02 03 03 04 04 04 ... 24 24 24 NTSC-Half-Frame 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 ... 58 59 60 ------------------------------------------------------------ Also 12 fps * 2 + 12 fps * 3 = 60 hfps. Bingo! Man könnte den Transfer als »Dauerruckeln« bezeichnen, was beim Betrachten aber nicht auffällt. Dafür läuft das Material in der richtigen Geschwindigkeit. 3. Videowiedergabe ----------------------------------------------------- 3.1. Grundsätzliches Ein Nur-PAL-VCR kann PAL-Bänder wiedergeben; ein Nur-NTSC-VCR kann NTSC-Bänder wiedergeben - klar. Ein Nur-PAL-VCR kann in _KEINEM_ Fall NTSC-Bänder wiedergeben, weil weder die Bandgeschwindigkeit noch die Rotationsgeschwindigkeit der Trommel stimmen (siehe 2.1.). In der Frage »kann aufgenommen werden« bezieht sich dieses FAQ auf eine qualitativ hochwertige Aufnahme; irgendwelches Geflimmere, bei dem man vielleicht etwas erkennen kann, oder Bilder mit Streifen gelten als »kann nicht aufgenommen werden«. 3.2. NTSC-Playback-Recorder ------------------------------------------ Viele PAL-Markengeräte der besseren Klasse bieten eine NTSC-Playback-Funktion. Das heißt diese PAL-VCR können auch NTSC-Bänder wiedergeben, indem sie beim Erkennen einer NTSC-Aufnahme die Band- und Trommelgeschwindigkeit entsprechend anpassen und modifizierte Videoschaltkreise aktivieren. Diese VCR können kein NTSC aufnehmen. Nun gibt es drei Möglichkeiten, wie die Wiedergabe-Schaltkreise das Bild aufbereiten (in manchen VCR umschaltbar): a) Als NTSC 3,58 ... ein völlig normales NTSC-Signal. b) Als NTSC 4,43 ... ein NTSC-Signal mit Chrominanz bei 4,43 MHz. c) Als PAL 60 ... ein PAL-Signal mit 30 fps und 525 Zeilen. Zu b): Dieses Format ist in Europa üblich, weil die Hersteller Teile der PAL-Schaltkreise verwenden können und damit Geld sparen. Zu c): Dieses Mischformat wird oft als »NTSC-Playback on PAL TV« verkauft, weil sich fast alle PAL-Fernseher auf 60 Hz (interlaced) synchronisieren können und damit kein Multinorm-Fernsehgerät nötig ist. Während die beiden NTSC-Formate mit einem entsprechenden NTSC-VCR (oder Multinorm-VCR) aufgezeichnet werden können, kann außer dem Fernsehgerät NIEMAND etwas mit PAL 60 anfangen. Ein vernünftiges Aufzeichnen ist weder mit NTSC- noch mit PAL-VCR möglich. [Manche Hersteller von VCR bezeichnen PAL 60 fälschlicherweise als NTSC 4,43. Der Ausdruck »NTSC-Playback on PAL TV« oder »PAL-525« ist da eindeutiger.] [Es gab mal EINEN Videorecorder von Panasonic, der tatsächlich PAL 60 aufnehmen und dann auch wiedergeben konnte.] Tabelle 5: Video-Wiedergabe/-Aufnahme (sw = schwarzweiß) -------------------------------------------------------------------------- Quelle Wiedergabe Aufnahme PAL-TV NTSC-TV Multinorm-TV NTSC-VCR PAL-VCR Multinorm-VCR -------------------------------------------------------------------------- PAL + - + - + + NTSC 3,58 sw + +/sw + - sw/+ NTSC 4,43 sw sw/+ + sw/+ - + PAL 60 + sw/- + sw/- -/*1) -/*1) -------------------------------------------------------------------------- *1) Manche PAL-fähigen VCR zeichnen PAL 60 mit Flimmerstreifen auf, indem sie Synchronisationssignale an anderen Stellen als den vorgesehenen auf dem Band plazieren. Manchmal ist kein Ton vorhanden. Gibt man eine solche Aufnahme wieder, erhält man auch PAL 60 - eben mit mehr oder weniger vielen Flimmerstreifen. In Sinne dieses FAQ gilt das als nicht aufgenommen. Anmerkung: Die Chrominanz des NTSC-Bilds ist auf dem NTSC-Band so gespeichert, daß sie im VCR problemlos auf NTSC 3,58 oder NTSC 4,43 umgesetzt werden kann. [Auf dem Band selbst gibt es nur »ein« NTSC, weil (wie bei PAL auch) Luminanz und Chrominanz getrennt aufgezeichnet werden.] 3.3. Multinorm-Recorder ------------------------------------------------ Multinorm-VCR unterscheiden sich von 3.2. dadurch, daß sie auch NTSC aufzeichnen können. Je noch Modell des Multinorm-VCR kann er NTSC 4,43 (sehr üblich in Europa) und/oder NTSC 3,58 aufnehmen. In der Regel haben die Multinorm-VCR keinen NTSC-Tuner, das heißt sie können nicht in den USA/... für Fernsehaufnahmen verwendet werden. Sie taugen nur, um NTSC-Kopien zu machen, wobei als Zuspieler auch ein entsprechender PAL-VCR mit NTSC-Playback dienen kann, sofern dieser das passende NTSC-Signal, also NTSC 4,43 oder 3,58 liefert - sonst wird die Aufnahme schwarzweiß. Ein PAL-60-Signal kann NICHT aufgenommen werden [außer mit dem Panasonic NV-J45]. 3.4. Recorder-Übersicht ------------------------------------------------ In diesem Abschnitt soll eine Übersicht über die VCR entstehen, die in irgendeiner Form mehr als nur eine Videonorm handhaben können. Selbstverständlich sind Beiträge zu dieser Liste erwünscht! A = Aufnahme, W = Wiedergabe, S = HiFi Stereo, M = Mono (Randspur), + = Funktion vorhanden, - = Funktion nicht vorhanden -----------+------------+--------+--------+-----+-----+-----+-----+--------+ Hersteller | Modell | HiFi | manuel.| PAL | NTSC| NTSC| NTSC| Bemer- | | | Stereo | Ausst. | | 3,58| 4,43|PAL60| kung | | | | | A W | A W | A W | A W | | -----------+------------+--------+--------+-----+-----+-----+-----+--------+ Aiwa | HV-M110 | | | | | | | | Aiwa | HV-M15 | | | | | | | | Aiwa | HV-MC20 | - | - | M M | M M | M M | - | | Aiwa | HV-MG330 | | | | | | | | Aiwa | HV-MG85 | - | - | M M | | | - M | | Aiwa | HV-MX-1 | - | - | M M | | | | *2 | Aiwa | M100S | - | - | M M | M M | M M | | *2 | Akai | G-205 | | | M M | | M M | - M | | Akai | R-120 RM | | | M M | | M M | - M | | Grundig | GV440 VPS | + | + | S S | - - | - M | - - | *5 | Grundig | GV450 VPS | + | + | S S | - - | - M | - - | *5 | Grundig | GV460 VPS | + | + | S S | - - | - M | - - | *5 | Grundig | GV464 HiFi | + | + | S S | - - | - M | - - | *5 | Grundig | GV469M | + | - | S S | S S | S S | - | | Grundig | GV470S VPT | + | + | S S | - - | - M | - - | S-VHS | Hitachi | VT-M70 | - | - | M M | M M | M M | - M | | JVC | HR-J-507 | - | - | M M | M M | | | | JVC | HR-J-97 | + | | S S | | | | | JVC | HR-P-29 | - | - | M M | | | - M | | Panasonic | NV-70 | + | | S S | | | | | Panasonic | NV-F77 | + | + | S S | - - | S S | - S | *1 | Panasonic | NV-HD101 | + | - | S S | - - | - - | - S | | Panasonic | NV-HD650 | + | + | S S | - - | - - | - S | | Panasonic | NV-HD700 | + | + | S S | - - | - - | - S | | Panasonic | NV-HS1000 | + | + | S S | - - | - - | - S | S-VHS | Panasonic | NV-HS800 | + | + | S S | - - | - - | - S | S-VHS | Panasonic | NV-HS950 | + | + | S S | - - | - - | - S | S-VHS | Panasonic | NV-J40HQ | - | - | M M | - - | - M | - - | | Panasonic | NV-J45 | | | + + | | | + + | | Panasonic | NV-SD2 | | | | | | M | | Panasonic | NV-SD25 | | | | | | | | Panasonic | NV-SD300 | | | | | | M | | Panasonic | NV-SD45 | - | - | M M | - - | - | - M | | Panasonic | NV-W1 | + | - | S S | S S | S S | - | *2 | Samsung | SV-300W | + | - | S S | S S | S S | - - | *1*2*4 | Sharp | AN 200 SC | - | - | S S | S S | - - | - - | *3 | Sharp | VC-H92 | + | | S S | S S | S S | - S | | Sharp | VC-MH72 | + | | S S | | | | | Sony | SLV-E9 | + | + | S S | - - | - S | - S | | Sony | SLV-X311 | | | | | | | | Sony | SLV-X711 | - | - | M M | - - | M M | - M | | Sony | SLV-X821 | | | | | | | | Sony | SLV-X831 | + | - | S S | S S | S S | | | Toshiba | V-726G | + | | S S | - - | - - | - S | | Toshiba | V-980 MS | - | - | M M | - - | - - | - M | | Toshiba | V-X990 | + | | S S | S S | | | | -----------+------------+--------+--------+-----+-----+-----+-----+--------+ *1 NTSC-Aufnahme in SP und EP, nicht in LP möglich. *2 Normwandler PAL-NTSC-SECAM eingebaut. *3 Kein VCR, sondern ein externer Normwandler für PAL/NTSC/SECAM. *4 Kein HiFi-Stereo in LP/EP. *5 Der VCR gibt NTSC-Aufnahmen nicht in LP und in EP nur verzerrt wieder, was an einem Produktionsfehler der Laufwerkselektronik liegt. Auch VCR anderer Hersteller mit diesem Laufwerk (z.B. der »BeoVision Avant«) haben dieses Problem. 4. Normwandlung -------------------------------------------------------- Jetzt kommen wir zu dem, was viele gerne machen würden - ohne vorher zu wissen, auf was sie sich da einlassen: Die Normwandlung. Ich bekomme ein NTSC-Band aus den USA und möchte eine Kopie in PAL-Norm anfertigen, die dann mit Nur-PAL-Gerätschaften angesehen und evtl. erneut vervielfältigt werden kann. (Ich gehe hier nur auf die technischen Aspekte ein und lasse Urheberrechtsfragen außen vor.) Um eine Normwandlung vorzunehmen, muß man einen VCR mit eingebauten Normwandler vorliegen haben (oder evtl. einen externen Wandler). Wie man den technischen Daten der Fernsehnormen entnehmen kann, muß der Wandler drei Dinge tun (als Beispiel für eine NTSC->PAL-Konvertierung): a) NTSC-Chrominanz in PAL-Chrominanz wandeln, b) 525 Zeilen in 625 Zeilen wandeln, c) 30 fps in 25 fps wandeln. Die Reihenfolge beschreibt die Schwierigkeit ... Zu a): Peanuts, macht jeder PAL-VCR mit »NTSC-Playback on PAL TV« (PAL 60). Zu b): Mittelschweres Problem; durch Interpolation oder teilweiser Zeilenverdopplung wird die vertikale Abtastfrequenz erhöht. Die Qualität nimmt dabei natürlich nicht zu. Zu c): Das große Problem; billige Normwandel-VCR (für wenige TDM) gehen sehr einfach vor: Sie lassen jedes sechste Bild unter den Tisch fallen. Konsequenz: Das Ergebnis ruckelt stark, bei schnellen Schwenks (o. ä.) teilweise so heftig, daß man kaum mehr hinsehen kann. Alternativ setzen modernere Normwandler im Consumer-Bereich inzwischen digitale Zwischenspeicher ein (2 oder 4 MBit), in die gleichzeitig reingeschrieben und rausgelesen wird. Dadurch wird das Ruckeln etwas reduziert, man handelt sich aber den Nachteil ein, daß ein gewandeltes Bild aus zwei Teilen, eben von verschiedenen Quellbildern, besteht. Bessere (und damit teurere) Geräte verwenden einen (digitalen) Zwischenspeicher, der damit Interpolationen zwischen den Bildern anfertigt. Den State-of-the-Art-Wandler haben sich die Öffentlich-Rechtlichen zur Fußballweltmeisterschaft in den USA gekauft (für mehr als 100 TDM). Und die Unterschiede konnte man damals deutlich zwischen ARD/ZDF und Eurosport sehen. Da Normwandlung im Rahmen der Globalisierung immer wichtiger wird, findet auf diesem Gebiet auch viel Forschung statt. Die Qualität der kommerziell eingesetzten Normwandler ist inzwischen hervorragend, wenn keine Echtzeitwandlung (eben z. B. die Live-Übertragung eines Fußballspiels) gefordert ist. Steht genügend Rechenzeit zur Verfügung, können absolut ruckelfreie und extrem scharfe Wandlungen hergestellt werden. Manche Fernsehsender (vorallem Pro Sieben) strahlen seit einiger Zeit Fernsehserien fast nur noch als Normwandlungen aus - nicht zuletzt deshalb, weil moderne Fernsehserien (z. B. Babylon 5) wegen computergenerierten Effekten (CGI) nicht auf vollständig auf Film vorliegen. 5. Filmformate und Film-Video-Transfer --------------------------------- Dieser Abschnitt basiert auf einem englischen FAQ von Bob Niland (rjn@frii.com) vom 4. Juli 1994. Eine aktuelle Fassung dieses FAQ gibt es unter »http://www.frii.com/~rjn/laser/default.htm«. 5.1. Einleitung -------------------------------------------------------- Das Seitenverhältnis (Breite zu Höhe; engl. »Aspect ratio«) normaler Fernsehgeräte beträgt 1,33 zu 1 (bzw. 4 zu 3). Dieses Format entspricht fast dem »Academy ratio« (1,37:1), in dem bis zu den 50ern Filme gemacht wurden (einfach, weil das Filmmaterial dieses Format hatte und noch hat). Durch die aufkommende Verbreitung von Fernsehgeräten sahen sich die Filmemacher gezwungen, neue Anreize für das Kino zu schaffen. +---------------+ .=========. | Breitwand- | : Fern- : | Kino- | : seh- : | Projektion | : bild : +---------------+ `=========' 1,50:1 bis 2,8:1 1,33:1 Hollywood begann also, Breitwand-Filme (»Widescreen«) zu drehen. 5.2. Harte Formate ----------------------------------------------------- Um Breitwand-Filme zu drehen wurden Verfahren mit wohlklingenden Namen wie »Cinemascope«, »Techniscope«, »Vista-Vision«, »Todd-AO«, »Technirama«, »Cinerama«, »Panavision« usw. verwendet. Alle Verfahren unterscheiden sich in Details, haben aber eines gemeinsam: Sie sind harte (»hard«) Breitwand-Formate und das projizierte Bild hat ein breiteres Seitenverhältnis als 1,33:1 (obwohl das verwendete Filmmaterial weiterhin das Format 1,33:1 hat). Einige sind bis zu 2,8:1 groß. »Hart« heißt, daß auf den Film genau der Bildausschnitt aufgezeichnet wird, den man später auch im Kino sieht. Da das Filmmaterial (35 mm) aber immer ein Seitenverhältnis von ca. 1,33:1 hat, bleiben zwei Möglichkeiten für die Aufzeichnung des breiteren Formats: a) Ein Teil des Films (oben und unten) wird nicht belichtet und bleibt schwarz. b) Der breite Bildausschnitt wird verzerrt auf den Film aufgezeichnet; das nennt man dann eine anamorphische Aufzeichnung; sie wird weiter unten detailiert beschrieben. Den harten Formaten stehen die weichen (siehe 5.3.) gegenüber, bei denen auf dem Film mehr Bildinformation aufgezeichnet wird, als der Kinozuschauer später sieht. Natürlich haben die Regisseure in der Anfangszeit diese neuen breiten Formate voll ausgenutzt und die ganze Fläche mit Handlung und wichtigen Details gefüllt. Einige machen das (zum Glück) heute auch noch. 5.2.1. Der Transfer harter Formate auf den Fernsehschirm --------------- Möchte man einen Film in einem harten Breitwand-Format auf den Fernsehschirm mit 1,33:1 übertragen, hat man zwei Möglichkeiten: a) b) +--.==================.-------+ .==================. |V : : | : ungenutzt : |e : : | +------------------+ |r : : | | Breitwand- | |l : Vollbild : Ver- | | | |u : : lust | | Fernsehbild | |s : : | +------------------+ |t : : | : ungenutzt : +--`=================='-------+ `==================' <- Bildausschnitt -> <- bewegt sich -> a) Vollbild bzw. Teilausschnitt des Filmbilds Beim Vollbild-Transfer, wird durch Verlust von Bildteilen der ganze Fernsehschirm gefüllt. Da das Bild größer ist, erkennt man Details. Dieses Verfahren wird oft sehr schlampig durchgeführt. In frühen Breitwand-Filmen endete eine Unterhaltung zwischen zwei Darstellern oft in »sprechenden Nasen« - eine an jedem Bildrand. Später hat man deshalb den Scan-Vorgang (das Hin- und Herbewegen des Ausschnitts) eingeführt, um beim wichtigen Teil des Bilds zu bleiben - sofern das überhaupt möglich ist. Dieses Verfahren nennt man heute »Pan & Scan«. In manchen Fällen, wenn ein Bildausschnitt nicht machbar ist (z. B. beim Vor- oder Abspann), wird das gesamte Filmbild in der Breite zusammengedrückt, während an der Höhe keine Änderung vorgenommen wird. Dabei nimmt man also eine Änderung des Seitenverhältnisses in Kauf, was schrecklich aussieht, weil z. B. Köpfe plötzlich zu Eiern ausarten - wird aber öfter gemacht, als man denkt. b) Breitwand-Fernsehbild = »Widescreen« Die komplette Breite oder zumindest ein sehr großer Anteil wird auf den Fernsehschirm gebracht; die freibleibenden, ungenutzen Flächen oben und unten werden üblicherweise schwarz gelassen (»Balken«). Dieses Verfahren nennen man »Widescreen« oder »Letterbox« (die Firma Criterion nennt es »Videoscoping«) und es zeigt das ganze Filmbild, wobei natürlich Details (Schärfe) verloren geht, weil die Auflösung des Fernsehens deutlich geringer ist, als die des Originalfilms. Das heißt Widescreen lohnt mehr, wenn man bessere Aufzeichungsmedien hat, z. B. S-VHS, Laserdisc oder DVD. Das verwendete Verfahren hängt in Deutschland stark von Fernsehsender bzw. Videoverleiher ab. Während Sender wie Premiere oder die Öffentlich-Rechtlichen mehr auf Widescreen setzen, kommt bei den Privatsendern vorrangig Pan & Scan zum Einsatz bzw. ein Teil-Widescreen (ein Film in 2,35:1 wird in 1,85:1 gezeigt). In GB und den USA sind Videokassetten und Fernsehausstrahlungen fast nur in Vollbild zu haben. Lediglich Laserdiscs werden meist ausschließlich in Widescreen angeboten. (Als Zuschauer muß man sich aber immer vor Augen halten, daß beim Pan-&-Scan-Transfer eines 2,35:1-Film fast 50% des Bilds verlorengehen - man sieht also im wahrsten Sinne des Worts nur den halben Film!) Hat man keinen direkten Vergleich zwischen der Breitwand- und der beschnittenen Vollbild-Fassung eines Films, so kann man sich kaum vorstellen, was man bei der Vollbild-Fassung verpaßt, vielleicht mit Ausnahme der Tatsache, daß man leicht klaustrophobische Gefühle bekommt. 5.2.2. Bemerkungen zu harten Formaten ---------------------------------- Harte Formate werden heute fast nur noch eingesetzt, wenn der Film in 2,35:1 gedreht werden soll. Meistens kommt dann das Verfahren »Panavision« zum Einsatz, was man daran erkennt, daß im Abspann zu lesen ist, »Filmed in Panavision« (bitte nicht verwechseln mit »Cameras and Lences by Panavision«). Zu einem Film in hartem 2,35:1 sagt man auch heute »Scope-Film« (wohl in Anlehnung an »Cinemascope«). Nur noch wenige Regisseure bzw. Filmfirmen verwenden heute harte Formate für einen Film in 1,85:1 (z. B. Steven Spielberg/Amblin). Um ein hartes Format auf den Kinofilm zu bringen, hat man zunächst einen Teil des einzelnen Filmbilds nicht belichtet, also sozusagen schwarze Balken stehen gelassen. Der Nachteil war, daß die volle Auflösung des einzelnen Filmbilds nicht genutzt wurde. Dieses Verfahren nennt man auch »hard matting« (vgl. 5.3.). Daraufhin wurde der 70-mm-Film eingeführt, bei dem das einzelne Filmbild doppelt so breit war und somit dem Breitwand-Filmbild entsprach. Dadurch wurde die verwendbare Filmbildfläche ungefähr vervierfacht, was eine viel bessere Qualität mit sich brachte. Im Lauf der Zeit hat sich dann aber nicht nur das Filmmaterial deutlich verbessert, sondern es wurden auch anamorphische Verfahren (z. B. Panavision) eingeführt. Dabei wird wieder normaler 35-mm-Film verwendet und der Filmausschnitt in 2,35:1 über eine Linse auf 1,33:1 in der Breite zusammengedrückt. Auf dem Film selbst stimmt also das Seitenverhältnis nicht, was aber kein Problem ist, weil der Film bei der Projektion im Kino über eine zweite anamorphische Linse wieder in die Breite gezogen wird. Somit kann man das volle 35-mm-Filmbild ausnutzen und hat trotzdem ein Format von 2,35:1 auf der Leinwand. 5.3. Weiche Formate ---------------------------------------------------- Heute jedoch sind nicht alle Breitwand-Kinoformate »hart« (siehe 5.2.); manche Formate sind »weich«: .===============================. : fürs Fernsehen geschützt : <- fehlt in einer Matted-Fassung +-------------------------------+ | | | | | Bild im Kino-Breitwand-Format | | (»abgedecktes«, »matted« | | Bild) | | | | | +-------------------------------+ : fürs Fernsehen geschützt : <- fehlt in einer Matted-Fassung `===============================' Man kann also nicht allgemein sagen, daß ein Film, den man vor sechs Monaten im Kino im Format 1,85:1 oder 2,35:1 gesehen hat, für den Videomarkt (im Format) beschnitten wird (mit »Pan & Scan«). Video und Fernsehen ist heutzutage der größere Markt (wichtiger als das Kino), deshalb sind weiche Format mehr und mehr üblich. Filme in einem weichen Format werden bei 1,33:1 aufgenommen und sind dann bei der Kinovorführung teilweise abgedeckt (»matted«). Das Verfahren nennt man »soft matting«. Während dem Drehen des Films wird dann darauf geachtet, daß der Bereich, der später im Kino abgedeckt wird, trotzdem gezeigt werden kann, also keine Kabel, Mikrofone usw. enthält. Allerdings verpaßt man nichts, was für den Film wichtig wäre, wenn man den Bereich nicht sieht. Aus Kostengründen werden aber z. B. Special-Effects nur für den Bereich produziert, der später auch im Kino (also in der abgedeckten Fassung) zu sehen ist. 5.3.1. Der Transfer weicher Formate auf den Fernsehschirm -------------- Bei der Übertragung auf den Fernsehschirm können für solche Werke drei Verfahren angewendet werden: a) »Open Matte« Man läßt die Abdeckung (»Matte«) weg und erhält ein Bild im Format 1,33:1, auf dem man mehr sieht, als im Kino. Aber selbst wenn sich keine Fehler im abgedeckten Bereich befinden, kann das Entfernen der Abdeckung den Eindruck der Bildkomposition zerstören. Das ist auch der Grund, warum Filme trotz der Produktion in einem weichen Format, auf Video und Laserdisc im abgedeckten Kinoformat (c) erscheinen. Sind im Film computererzeugte Spezialeffekte vorhanden, die nur für den Ausschnitt gerechnet wurden, der im Kino zu sehen ist, muß bei einem »Open Matte«-Transfer in dem Moment des Spezialeffekte auf »Pan & Scan« (b) gewechelt werden. b) »Pan & Scan« Man nimmt die »matted« (abgedeckte) Fassung des Films her und wendet das Pan-&-Scan-Verfahren (wie in 5.2.1. beschrieben) an. Obwohl das blödsinnig ist (ein Teil des Bilds geht verloren, wo ein »Open Matte«-Transfer alles zeigen könnte), kommt es immer wieder vor, insbesondere dann, wenn Fernsehsender selbst für die Übertragung von Film auf ein Video-Medium verantwortlich sind. c) »Widescreen« Man nimmt die »matted« (abgedeckte) Fassung des Film und überträgt diese im »Widescreen«-Verfahren (wie in 5.2.1. beschrieben). Dabei bleibt zwar ein Teil des Fernsehschirms ungenutzt (schwarz), dafür wird die Bildkomposition, wie sie der Regisseur erdacht hat, erhalten. 5.3.2. Bemerkungen zu weichen Formaten --------------------------------- Wegen der großen finanziellen Wichtigkeit von Video und Fernsehen sind weiche Formate zunehmend auf dem Vormarsch. Fast alle 1,85:1-Filme der letzten Jahre sind in einem weichen Format gedreht und zudem immer mehr der 2,35:1-Filme. Speziell das Verfahren »Super-35« hat sich einen Namen gemacht. Darin sind Filme wie »Abyss«, »Terminator 2«, »True Lies« oder »Independence Day« gedreht. Bei »Super-35« wird übrigens nicht gleichmäßig oben und unten abgedeckt, sondern die »Matte« unten ist deutlich größer. Sieht man einen Super-35-Film in »Open Matte«-Fassung, spielt sich das Geschehen fast ausschließlich in der obener Hälfe der Fernsehschirms ab. Zu 1,85:1-Filmen in einem weichen Format sagt man auch, sie seien »flat« gefilmt. Sieht man sich einen Film in einem weichen Format in einem »open matte«-Transfer an, kann es passieren, daß man in den zusätzlichen Bereichen (gegenüber der Kinofassung) Dinge sieht, die man nicht sehen sollte. Das liegt dann daran, daß Regisseur und Crew nicht aufgepaßt oder nie an einen »open matte«-Transfer gedacht haben. So kann man z. B. in »Teen Agent« (aka »If Looks could Kill«) oben ein Mikrofon inkl. Haltegestänge sehen, als erstmals der Lotus hereingefahren wird. In »Toy Soldiers« kann man bei großen Umarmungsszene am Ende des Films unten den Schatten der Kamera sehen. 5.4. Weitere Filmformat-Begriffe --------------------------------------- * Cropping Das Verfahren des »Matting« (Abdecken) wird manchmal auch als »Cropping« bezeichnet. * Anamorphisch Der anamorphische Prozeß ist eine weitestgehend verlustfreie, optische Kompression des Bilds (wie schon in 5.2.2. erwähnt). Dabei wird das Bild horizontal um einen festen Faktor zusammengedrückt, während sich an der Bildhöhe nichts ändert. Ein Satz von spziellen Linsen (für Kamera und Projektor) sind für die Kompression und Dekompression nötig. Dadurch erreicht man die volle Ausnutzung von 35-mm-Film bei einem Seitenverhältnis von 2,35:1. (Das Verfahren findet inzwischen auch beim Fernsehen Anwendung; vgl. »PALplus«, »16:9-Umschaltung«, »DVD« und »anamorphische Laserdiscs«.) * Sphärisch Der sphärische Prozeß ist das Gegenteil des anamorphischen Prozesses. Das Bild wird dabei im korrekten Seitenverhältnis auf den Film belichtet. 5.5. Ausgewählte Filmformate ------------------------------------------- a) 35-mm-Formate (sphärisch) Standardformat: 1,33:1 (»Academy Aperture«) abgedeckte Formate: 1,66:1, 1,75:1, 1,85:1, 2,00:1 Industrieformat: 1,85:1 b) 35-mm-Formate (anamorphisch) Panavision, CinemaScope, Delrama, Vistarama, Technovision, Todd-AO 35, AgaScope (Schweden), Astravision, Cinepanoramic (Frankreich), Cinescope (Italien), Daieiscope (Japan), Dyaliscope (Europa), GrandScope (Japan), Hi-Fi Scope, J-D-C Scope (Joe Dunton Cameras, Ltd.), MegaScope (GB), Nikkatsuscope (Japan), Regalscope (USA), Toeiscope (Japan), Tohoscope (Japan), Totalscope (Italien): Verhältnis der anamorphischen Kompression: 2,00:1 Seitenverhältnis bei der Belichtung: 2,66:1 Seitenverhältnis mit Magnetton: 2,55:1 Seitenverhältnis der Kinokopie: 2,35:1 c) 70-mm-Formate Todd-AO, Superpanorama 70, Sovscope 70, Hi-Fi Stereo 70mm: Seitenverhältnis der Kinokopie: 2,21:1 (ohne Ton) Seitenverhältnis der Projektion: 2,05:1 Super Panavision 70: Seitenverhältnis (35 mm mit 4-Kanal-Ton): 2,35:1 Seitenverhältnis (70 mm mit 6-Kanal-Ton): 2,05:1 6. Andere Speichermedien für Film im Heimbereich ----------------------- 6.1. Laserdisc (LD) 6.1.1. Einführung Schon in den frühen 70ern machten sich Techniker Gedanken darüber, wie man bewegte Bilder und Ton auf einer LP-ähnlichen Scheibe speichern könnte. Das Ergebnis der Forschungen wurde erstmals 1972 (!) auf der Funkausstellung in Berlin gezeigt: Die Bildplatte. Eine Scheibe der Größe einer LP, die von einem Laser abgetastet wurde und damit eine Bild- und Tonqualität bot, die jenseits terrestrischer Fernsehausstrahlung lag. Die Entwicklung wurde unter verschiedenen Namen vorangetrieben, »Bildplatte«, »Laserdisc« und »LaserVision« sind nur einige davon. 1980 fand dann die offizielle - und ziemlich erfolglose - Markteinführung statt. Den Hauptgrund für den geringen Erfolg kann man darin sehen, daß zeitgleich verschiedene Magnetband-Videosysteme auf den Markt kamen, mit denen auch Aufnahmen angefertig werden konnten. Deutlich später (1992) wurde eine HD-LD (High Densitiy Laserdisc) zum Verkauf freigegeben, die Bilder in HDTV-Qualität bietet. Da HDTV-Fernseher nur in Japan zum Kauf angeboten werden - und auch dort relativ erfolglos -, weiß man auch nur dort etwas von HD-LD. 6.1.2. Die Technik ----------------------------------------------------- Die Laserdisc sieht aus wie eine große Musik-CD; wie die Musik-CD ist die LD nur einseitig nutzbar, deshalb wurden von Anfang an immer zwei LDs zu einer doppelseitigen LD zusammengeklebt. Bild und Ton sind auf der LD analog (!) gespeichert; daher sind LDs wesentlich anfällig was Kratzer und andere Beeinträchtigungen der Oberfläche betrifft. Mit dem Aufkommen der Musik-CD (1982) hat man Laserdiscs ebenfalls mit digitalem Ton (44,1 kHz, 16 Bit, Stereo) ausgestattet. Das Bild ist aber bis heute noch immer analog gespeichert. Laserdiscs kennen zwei Aufzeichnungsformate: * CAV (Constant Angular Velocity) und * CLV (Constant Linear Velocity). [Das ist nicht ganz richtig; tatsächlich wurde CLV später durch ein Format mit dem Kürzel »CAA« ersetzt, jedoch der Name CLV beibehalten. (Ich werde bei Gelegenheit einen Absatz über CAA schreiben und die Unterschiede zu CLV erklären. Im Moment sind nur ein paar Klammernotizen enthalten.)] CAV ist vom Prinzip her wie die gute alte Schallplatte, d.h. die Scheibe dreht sich immer gleich schnell (konstante Winkelgeschwindigkeit); setzt man sich gedanklich auf die Leseeinheit (bzw. beim Plattenspieler auf den Tonabnehmer) und betrachtet die unter sich vorbeiziehende »Landschaft«, so fliegt man weiter außen deutlich schneller über sie hinweg, als weiter innen. Da Laserdiscs von innen nach außen gelesen werden, nimmt die Lineargeschwindigkeit also immer mehr zu. CAV-Laserdiscs drehen sich mit 1800 UpM (NTSC) bzw. 1500 UpM (PAL); das entspricht genau 30 bzw. 25 Umdrehungen je Sekunde. Eine Umdrehung hält also genau ein Frame (Einzelbild). Jedes Frame ist auch genau ein Kreis, wie die einzelnen Tracks einer Diskette oder Festplatte; d.h. nach jeder Umdrehung springt der Laser zur nächsten Spur, um das nächste Bild wiedergeben zu können. Möchte man ein perfektes Standbild sehen, springt der Laser nicht weiter, sondern bleibt auf der aktuellen Spur und zeigt somit immer wieder das gleiche Frame (wohlgemerkt mit beiden Halbbildern). Für Zeitlupe bzw. Zeitraffer und auch Suchläufe in verschiedenen Geschwindigkeiten werden einzelne Spuren mehrmals gezeigt bzw. übersprungen. In CAV hält eine Seite einer Laserdisc 30 (NTSC) bzw. 36 (PAL) Minuten Film. Nicht sonderlich viel, wenn man bedenkt, daß Spielfilme eineinhalb oder zwei Stunden dauern. Deshalb gibt es noch den CLV-Modus: CLV-Laserdiscs sind genauso beschrieben wie Musik-CD bzw. CD-ROMs, d.h. mit einer Schneckenspur von ganz innen nach ganz außen. Die einzelnen Frames sind ohne Beachtung des aktuellen Drehwinkels nacheinander auf dieser Spur aufgezeichnet - bei konstanter Lineargeschwindigkeit. D.h. CLV-LDs müssen sich, wie CDs, unterschiedlich schnell drehen, je nach dem, wo sich die Leseeinheit gerade befindet. Ganz innen braucht ein Frame ziemlich genau eine Umdrehung, ganz außen passen bis zu drei Frames auf eine Umdrehung, d.h. CLV-LDs drehen sich mit 1800 bis 600 (NTSC) bzw. 1500 bis 500 (PAL) Umdrehungen pro Minute. Aufgrund dieses Aufzeichnungsverfahrens ist es bei CLV-LDs unmöglich, Standbilder, Zeitlupe, Zeitraffer oder einen perfekten Suchlauf zu bieten. Dafür hält eine CLV-Laserdisc 60 (NTSC) bzw. 72 (PAL) Minuten Film je Seite. [Tatsächlich sind fast alle neueren »CLV«-Laserdiscs im Format CAA gepreßt. CAA-LDs halten in PAL nur ca. 64 Minuten.] Selbstverständlich müssen Vorder- und Rückseite einer LD nicht im gleichen Format sein, da es sich sowieso nur um zwei zusammengeklebte einseitige LDs handelt. Heutige Laserdisc-Player zeigen bei CLV-LDs üblicherweise die abgelaufene Zeit an, während sie bei CAV-Schreiben die einzelnen Frames/Spuren im Display zählen. 6.1.3. Der Ton auf der Laserdisc --------------------------------------- Wie schon in 6.1.1. angedeutet, wurde der Ton auf der Laserdisc zunächst analog abgelegt (1972 wagte es noch niemand, an digitalen Ton zu denken). Erst ca. 10 Jahre später, mit der Markteinführung der Musik-CD, hat man die Laserdisc um zwei digitale Tonspuren (44,1 kHz, 16 Bit, Stereo) erweitert (NTSC) bzw. die analogen Tonspuren dadurch ersetzt (PAL). D.h. auf heutigen PAL-Laserdiscs ist ausschließlich Digitalton vorhanden, während NTSC-LDs beides, also insgesamt vier Tonkanäle bieten. Der qualitative Unterschied zwischen analogem und digitalem Ton ist hörbar, aber nicht so groß, wie man vielleicht erwarten würde. Der Analogton ist noch immer um Klassen besser, als z. B. die klassische Kompaktkassette, nicht zuletzt deshalb, weil noch lange vor dem Digitalton ein gutes Rauschunterdrückungsverfahren namens »CX« zum Einsatz kam. Das CX-Verfahren ist heute in fast jedem Player eingebaut und in der Zeit zwischen CX-Einführung und der Einführung des digitalen Tons haben fast alle LDs dieses Verfahren auch benutzt. Die neuen digitalen Soundsysteme (Dolby Digital, siehe 7.2.1., und dts, siehe 7.2.3.) haben zu einer weiteren, aber kompatiblen Verbesserung der Laserdisc (NTSC) geführt. So gibt es seit 1994 mehr und mehr Laserdiscs (NTSC) mit Dolby-Digital-Ton; dafür mußte die LD nur den rechten Analogtonkanal lassen, was die LDs weiterhin kompatibel zu älteren Playern macht. Sie verfügen dann über digitalen Stereoton (Dolby Surround), analogen Monoton und eben Dolby Digital (sechs Kanäle). Seit Ende 1995 sind auch einige NTSC-Laserdiscs mit dts-Ton zu haben. Der dts-Ton ersetzt allerdings vollständig den konventionellen Digitalton, so daß im Sinne der Kompatibilität nur der analoge Stereoton verbleibt. Deshalb sind bisher alle dts-Titel auch als normale LD bzw. mit Dolby-Digital-Ton erschienen. 6-Kanal-Ton im dts-Format bietet gegenüber Dolby Digital den Vorteil, daß jeder Player mit digitalem Audioausgang dts-fähig ist, während für Dolby Digital der Player mit einer einfachen Schaltung und einem neuen Ausgang nachgerüstet werden muß. 6.1.4. Interaktive Elemente der Laserdisc ------------------------------ Mit der Vorstellung der Bildplatte sprach man immer von einem interaktiven Medium. Aus heutiger Sicht mag das etwas lächerlich wirken, aber trotzdem sollen hier kurz ein paar »Features« der Laserdisc vorgestellt werden. * Kapitel Wie es heute jeder von Musik-CDs kennt, können Laserdiscs in Kapitel eingeteilt werden. Diese können dann am Gerät oder auf der Fernbedienung direkt angewählt werden. * Stoppstellen Auf Laserdiscs im CAV-Format können Stoppstellen gesetzt werden, an denen der Player in den Standbildmodus geht. Dieses Features kombiniert mit dem Kapiteln ergibt die interaktiven Möglichkeiten der Laserdisc. So können Lehrlaserdiscs so gestaltet sein, daß zunächst ein Filmbeitrag abläuft (Wiedergabemodus), dann eine Stoppstelle kommt (Standbildmodus), wobei auf dem Standbild eine Frage gestellt wird, die der Zuschauer nach dem »Multi Choice«- Prinzip beantworten muß, indem er auf der Fernbedienung die entsprechende Nummer eingibt. Die Nummer ist dann nichts anderes, als das Kapitel mit der entsprechenden Fortsetzung. Viele werden auch noch den 1983 erschienenen Spielautomaten »Dragon's Lair« kennen, bei dem der Spieler einen Zeichentrickfilm interaktiv steuern konnte - dieses Spiel basierte schlicht auf einer CAV-Laserdisc und einem Joystick als Fernbedienungsersatz. * Untertitel Untertitel sind für Laserdiscs das kleinste Problem. Auf NTSC-Scheiben sind sie üblicherweise im Close-Caption-Format (CC), das auch auf NTSC-VHS-Kassetten Verwendung findet. Mit diesem Format können zwei Sätze Untertitel angeboten werden. (Das CC-Verfahren soll jetzt auch auf PAL-LDs eingesetzt werden.) Auf PAL-Laserdiscs können fast beliebig viele Untertitel nach dem Teletext-Verfahren (oder besser bekannt als »Videotext«) untergebracht werden. Theoretisch könnten PAL-LDs sogar ein komplettes Teletext-Programm halten - aber mir ist keine entsprechende Laserdisc bekannt. Beide Verfahren erfordern aber den passenden Decoder im Fernsehgerät oder anderweitig extern - die Decoder sind also nicht in den Playern eingebaut. * Multi-Audio Insbesondere auf NTSC-Laserdisc ist es wegen der reichlich vorhandenen Tonspuren üblich, speziell sogenannte »Special Editions« mit verschiedenen Audiotracks auszustatten. So bieten viele Filme den Stereo-Ton auf den beiden digitalen Spuren, während der Regisseur oder der Produzent die gerade laufenden Szenen auf einem der Analogspuren kommentiert. Im Bereich von »Making-Ofs« findet man dann auch mal Interviews, Vorversionen der Filmmusik oder Filmausschnitte ohne Sprache, ohne Musik oder ohne Effekte. Natürlich sich auch mehrere Sprachen denkbar, aber solche LDs sind wirklich selten (ich kenne nur eine LD von »Das Boot« mit dt. Dialogen auf den beiden Digitalspuren und englischer Synchronisation auf den analogen Kanälen, sowie eine PAL-LD von »Stand By Me« mit englischem Original und deutscher Synchronisation, natürlich beides nur in Mono, was aber nicht weiter stört, da der Film sowieso nur in Mono gedreht wurde). 6.1.5. Ausstattungsmerkmale moderner Laserdisc-Player ------------------ Nicht nur im Bereich der Laserdiscs selbst hat sich viel getan (die Qualität heutiger Scheiben hat keine Ähnlichkeit mehr zu den dürftigen Masterings von 1980), auch die Player sind moderner geworden. So verfügen die besseren Player heute alle über einen mehrsprachigen On-Screen-Dialog, Umschaltung zwischen analogem und digitalem Ton (bei NTSC-LDs), Umschaltung zwischen linkem und rechtem Kanal bzw. Stereo usw. Schon frühzeitig wurde eine Wendemechanik erfunden, damit Laserdiscs nicht umgedreht werden müssen, um die zweite Seite zu sehen. Statt dessen fährt die Lasereinheit um die LD herum. In neuen Playern dauert dieser Seitenwechsel weniger als 15 Sekunden. (Falls jetzt jemand fragt, warum man nicht zwei Lasereinheiten, eine für unten und eine für oben, einbaut, dem sei kurz erklärt, daß nicht das Herumfahren der Lasereinheit so lange dauert, sondern die Tatsache, daß die LD selbst gebremst und in die andere Richtung beschleunigt werden muß - bis zum Erreichen der nötigen 1800 UpM dauert es eben seine Zeit, denn eine LD ist nicht so ein Leichtgewicht, wie z. B. eine CD-ROM.) Zur weiteren Verbesserung der Bildqualität haben heute praktisch alle LD-Player einen TBC (Time Base Corrector) eingebaut, der jegliche Gleichlaufschrankungen ausgleicht. Die High-End-Modelle der meisten Hersteller bieten heute ein sogenanntes »Digital Field Memory«. Dabei handelt es sich um einen digitalen Zwischenspeicher, mit dessen Hilfe auch auf CLV-Scheiben (siehe 6.1.2.) ein Standbild und störungsfreie Suchläufe in verschiedenen Geschwindigkeiten möglich sind. Manche billigen PAL- oder PAL&NTSC-Player können keine PAL-LDs mit analogem Ton wiedergeben - man sieht nur einen Stummfilm, wenn man eine entsprechende (alte) LD einlegt. 6.1.6. Sonstiges ------------------------------------------------------- * Der Transfer von Film auf ein NTSC-Medium findet mit dem »3:2-Pulldown«-Verfahren statt (siehe 2.2.). Bei einer NTSC-Laserdisc ist das nicht anders. Ist die LD im Format CAV (mit Standbild), könnte es nun zu dem Problem kommen, daß ein Standbild aus zwei Halbbildern besteht, die verschiedenen Filmbildern entstammen. Um das mögliche Flimmern zu verhindern, sind diese Spuren (= Einzelbilder) der CAV-LD gekennzeichnet und werden weder als Standbild angezeigt, noch im Frame-Zähler des Players mitgezählt. 6.2. Digital Versatile Disc (DVD) -------------------------------------- Von Kai Rode 6.2.1. Einführung ------------------------------------------------------ DVD ist ein neues, Anfang 1997 eingeführtes Speichermedium für Bild- und Tondaten, das langfristig die Nachfolge sowohl der altbekannten AudioCD, als auch der Laserdisc antreten soll. Im wesentlichen ist die DVD - Digital Versatile Disc oder auch Digital Video Disc - eine verbesserte Variante der CD mit höherer Kapazität, und wie die CD besteht die DVD aus einer 12 cm durchmessenden, 1,2 mm dicken Polycarbonatscheibe mit aufgedampften Reflexionsschichten, mit dem Unterschied, daß diese Scheibe aus zwei je 0,6 mm dicken Teilen besteht. Im Gegensatz zur CD kann die DVD sowohl doppelseitig sein, als auch auf jeder Seite zwei Datenschichten haben, so daß die Kapazität zwischen 4,7 (dezimalen) Gigabyte (= 4,38 binäre GByte) für eine einseitige, einlagige, und 17 Gigabyte (15,9 GByte binär) für eine zweiseitige, zweilagige DVD variiert. Das entspricht einer Laufzeit von über 2 bis zu 8 Stunden, wobei der Hersteller die Wahl hat, zugunsten einer besseren Qualität die Laufzeit zu verkürzen und umgekehrt. Automatische Wendemechanismen wie bei der Laserdisc sind noch nicht üblich, aber auch nicht unbedingt notwendig, da sämtliche Filme problemlos auf eine Seite passen. Zweiseitige DVDs werden vorwiegend dazu benutzt, einen Film zweimal in verschiedenen Formaten (Pan & Scan, Letterbox) aufzuzeichnen. Eine Mischung aus DVD und CD, bei der eine Seite im DVD-Format und die andere Seite im CD-Format ist, ist ebenfalls möglich. Zum Vergleich: Die Kapazität einer CD beträgt nur etwa 0,65 GByte. Die DVD wurde primär zur qualitativ hochwertigen Aufzeichnung von Videodaten geschaffen, nachdem der Versuch, die VideoCD als Consumermedium zu etablieren, in Europa und den USA an Qualitätsmängeln gescheitert war: Die Qualität war nicht wesentlich besser als die von VHS-Video, dafür fehlte die Aufzeichnungsmöglichkeit. Aufzeichnen kann auch die DVD (noch, siehe 6.2.3) nicht, dafür übersteigt die theoretisch mögliche Qualität die der Laserdisc und selbst des PALplus-Systems (siehe 1.2.3) um einiges, und auch die Tonqualität kann um einiges besser sein, als die von TV-Übertragungen. 6.2.2. DVD-ROM --------------------------------------------------------- Die DVD-ROM ist die primär für den Personalcomputereinsatz gedachte Variante der DVD, die mit einem Filesystem aufwarten kann und pro Seite knapp 8 GB Daten speichern kann, genug selbst für aufwendige Multimedia-Applikationen, die zur Zeit noch auf mehreren CDs verteilt werden müssen. Die technischen Parameter sind identisch und DVD-ROM-Laufwerke können die DVD lesen. Für die Echtzeitwiedergabe von DVD-Filmen sind jedoch die meisten heutigen (März 1998) Personalcomputer noch zu langsam: nur HighEnd-Rechner mit Pentium-II-Prozessoren können DVD-Filme softwaremäßig in voller Qualität und mit voller Bildanzahl abspielen. Daher werden DVD-ROM-Laufwerke häufig mit Decoderkarten gebündelt ausgeliefert; eine solche Kombination kostet ca. DM 600. DVD-ROM-Laufweke können auch CD-ROMs lesen, jedoch können nur neuere Laufwerke CD-Rs (einmal beschreibbare CDs) lesen, da das rote Laserlicht, mit dem das Laufwerk die Datenträger abtastet, von den auf das Infrarotlicht der CD-ROM-Laufwerke ausgelegten Farbstoffen der CD-Rs absorbiert wird. Die Laufwerke benötigen daher einen zusätzlichen infraroten Laser mit derselben Wellenlänge wie CD-Laser. 6.2.3. DVD-R, DVD-RAM -------------------------------------------------- DVD-R ist die einmal, DVD-RAM die mehrfach beschreibbare Variante der DVD. Beide Standards sind verabschiedet und es gibt erste Produkte auf dem Markt, jedoch versuchen einige Hersteller wie Sony, ein anderes, inkompatibles DVD-RAM-Format durchzusetzen. Die Kapazität liegt hier nur zwischen 2,6 und 4 GB und die Preise sind noch unattraktiv für den Massenmarkt. Beide Formate sollen von normalen DVD-Laufwerken gelesen werden können, dies scheitert aber momentan noch daran, daß die DVD-RAMs ein Gehäuse besitzen, das nicht in derzeitige DVD-ROM-Player hinein paßt. Für den Einsatz als Video-Aufzeichnungsmedium zu Hause wird keines der Formate vorerst geeignet sein: Die Echtzeitkompression von Videodaten auf die mit DVD möglichen Datenraten erfordert noch Hardware im Wert von einigen hunderttausend DM. Ersatzweise bietet sich ein DVC (Digital Video Cassette)-Recorder an, der mit einem Magnetband arbeitet und so die höhere Geschwindigkeit für einfachere Kompressionsalgorithmen, die mit billiger Hardware möglich sind, erreicht. Komfort und Datensicherheit lassen dort aber zu wünschen übrig. 6.2.4. Datenformate der DVD -------------------------------------------- Eine DVD enthält neben den Bilddaten und qualitativ hochwertigem Digitalton in maximal 8 Kanälen und 8 Sprachen bis zu 32 verschiedene Untertitelungsmöglichkeiten, Titel für die Disc und einzelne Kapitel (siehe Laserdisc) sowie die Möglichkeit, verschiedene Fassungen eines Films auf einer einzigen DVD unterzubringen: Ist der Player auf »FSK16« geschaltet, so können gewalttätige Szenen automatisch übersprungen oder durch entschärfte ersetzt werden, ebenso kann interaktiv zwischen verschiedenen Kameraperspektiven und/oder Handlungssträngen gewählt werden. Ob diese Möglichkeiten auch von den Herstellern genutzt werden, bleibt abzuwarten. Weithin üblich bei Video-DVDs ist ein komfortables, individuell gestaltetes Bildschirmmenü zur Auswahl der Ton-, Untertitel- und Bild-Optionen, zum Abruf von Informationen zu Film, Regisseur und Schauspielern und zur Kapitelwahl. Letzteres kann sogar animiert sein, d.h. es wird auf einer Bildschirmseite gleichzeitig der Anfang mehrerer Kapitel angespielt. Auf dem US-Markt ebenfalls Standard sind drei Sprachen (Englisch, Spanisch [Mexiko], Französisch [Kanada]) sowohl als Tonspur als auch als Untertitel; in Europa wird dies wahrscheinlich nicht der Fall sein, da die Rechte für die unterschiedlichen Sprachfassungen häufig bei unterschiedlichen Tochterfirmen des Filmproduzenten liegen und diese - so widersinnig dies klingt - sich gegenseitig als Konkurrenten ansehen. 6.2.4.1. Videoformate -------------------------------------------------- Die Videodaten sind im MPEG2-Format und können in verschiedenen Auflösungen gespeichert sein: Auflösung horiz. 720 720 720 Auflösung vert. 480 576 576 od. 480 Bildfrequenz 29,97 25 24 Bildaufbau interlaced interlaced progressive Bildquelle NTSC PAL Kinofilm Sofern die Daten im »Kinofilm«-Format abgespeichert sind, werden sie vom PAL-Player etwa 4% schneller abgespielt um auf die normgerechten 25 Bilder/Sekunde zu kommen. NTSC-Player verwenden das sog. »3-2-Pulldown« (siehe 2.2) um auf 30 Bilder/Sekunde zu gelangen. Die Videodaten können entweder im 4:3-Format von PAL und NTSC (siehe 1.2.1 und 1.2.2) vorliegen oder im z.B. von PALplus verwendeten 16:9-Format (siehe 1.2.3). Der Player sorgt nach Einstellung auf den verwendeten Fernsehertyp automatisch dafür, daß die Bilder in einem geeigneten Format (siehe 5) ausgegeben werden: 4:3-Film 16:9-Film 4:3-Fernseher normal letterboxed oder Pan & Scan (wählbar) 16:9-Fernseher, 4:3-Fernseher mit Umschaltmöglichkeit normal anamorph Dabei kann der Hersteller der DVD unglücklicherweise Ausgabeformate einzeln sperren, so daß es auch bei DVDs spezielle »Widescreen-Editions« geben kann. Viele erhältliche US-Filme haben jedoch eine 4:3-optimierte Fassung auf der einen und eine 16:9-Fassung auf der anderen Seite, was sogar noch nützlicher als die Pan-&-Scan-Umrechung ist. Die Datenrate als wesentlicher Qualitätsmaßstab kann bis zu 9,8 Mbit/s betragen, kann aber im Verlauf eines Filmes variieren, so daß bei unkritischen Sequenzen Platz gespart wird, der dann zur Verfügung steht, wenn's »zur Sache geht«. Die typischen Artefakte digital komprimierter Videos können so größtenteils vermieden werden. Zum Vergleich: Die VideoCD benutzt feste 1,856 Mbit/s, der private, digitale Fernsehsender df1 zwischen 3 Mbit/s (schwarzweiße Oldies) und 6,8 Mbit/s (Sportübertragungen auf DSF plus). 6.2.4.2. Audioformate -------------------------------------------------- Es sind im wesentlichen drei Audioformate (siehe 7) vorgesehen, von denen eines oder mehrere in mehreren Spachen vorhanden sein können: * LPCM (Linear Pulse Code Modulation, das Format der AudioCD) mit 48 kHz (DAT-Qualität) oder 96 kHz und 16, 20 oder 24 bit. Der Player muß alle Formate lesen können, darf die Ausgabe aber auf 48/16 beschränken. * Dolby Digital, auch bekannt als »AC3«. Dieses Audioformat oder LPCM muß auf allen NTSC-DVDs vorhanden sein. Siehe auch http://www.atsc.org/document.html * MPEG-2, dieses Format oder LPCM oder Dolby Digital muß auf allen PAL-DVDs vorhanden sein. Optional sind: * DTS (Digital Theater Sound, Produkte angekündigt) * SDDS (Sony Dynamic Digital Sound, derzeit keine Produktpläne Sonys) Dabei sind verschiedene Möglichkeiten für die Kanalanzahl vorgesehen: LPCM Dolby Digital MPEG-2 Mono ja ja ja Stereo ja ja ja Zweikanal (Dual Mono) * ja ja ja 3-Stereo (Links, Mitte, Rechts) * nein ja nein Phantom (Links, Rechts, Surround) * nein ja nein »Dolby Surround« (Links, Mitte, Rechts, Surround) nein ja nein 2/2 (Links, Rechts, Surround Links, Surround Rechts) * nein ja nein 3/2 (Links, Mitte, Rechts, Surround Links, Surround Rechts) ja ja ja 5/2 (Links, Halblinks, Mitte, Halbrechts, Rechts, Surround links, Surround Rechts) * ja ja ja Karaoke (Links, Rechts, Melodie, Vocal 1+2) * ja ja ja * Diese Formate sind unüblich. Dabei bieten Dolby Digital und MPEG-2 die Möglichkeit eines zusätzlichen Subwoofer-Kanals. Üblich sind bei NTSC-DVDs für die »Hauptsprache« 5.1-Kanal-Ton (3/2) sowie der verbesserten Kompatibilität mit analogen Surround-Decodern wegen 2.0-Kanal-Ton mit aufcodiertem Dolby Surround. Jeder DVD-Player hat zumindest einen Stereo-Ausgang, über den der Ton im bekannten Dolby-Surround-Format ausgegeben wird, dazu werden gegebenenfalls einige der Kanäle auf der DVD zusammengemischt. Bessere Player haben zusätzlich einen digitalen Decoderausgang oder direkt einen integrierten mehrkanaligen AC3- oder MPEG-Decoder. Es ist wahrscheinlich, daß auch fast alle PAL-DVDs AC3-Ton haben werden, da dieses Format die größte Unterstützung der Filmindustrie genießt und Philips als stärkster Vertreter des MPEG-Formates noch nicht in ausreichenden Stückzahlen Hardware zur MPEG-Encodierung liefern kann. Das Format für spezielle Nur-Audio-DVDs, die langfristig die Audio-CD ablösen sollen, ist momentan noch in Diskussion; wahrscheinlich ist, daß LPCM mit maximal 24/96k das Pflichtformat wird und zusätzlich Dolby Digital, DTS, MPEG sowie das neue Sony DSD-Format optional zugelassen sein werden. Audio-DVDs sollen auch (in CD-Qualität) in CD-Playern abspielbar sein, jedoch nicht in derzeitigen Video-DVD-Playern. 6.2.5. Schutzmechanismen ----------------------------------------------- 6.2.5.1. Kopierschutz Digitale Kopien werden bei der DVD mit einem System ähnlich dem SCMS (Serial Copy Management System) im Audio-Bereich eingeschränkt. Der Produzent der DVD kann bestimmen, ob die DVD keinmal, einmal oder unbegrenzt oft digital kopierbar sein soll. Dieses System findet auch bei Analogüberspielungen auf Digitalrecorder (DVC) Anwendung! Analogkopien werden mit einer Variante des von VHS-Leih- und Kaufvideos bekannten Macrovision komplett verhindert - sofern die DVD den in jedem Player eingebauten Macrovision-Generator aktiviert, wofür der Hersteller Lizenzgebühren zahlen muß. Dabei gibt es verschiedene Stufen, wobei die komplizierteren auch teurer für den Hersteller werden. Die einfachste Stufe ist die bereits von VHS bekannte: die AGC (Automatic Gain Control) des Videorecorders wird durch Helligkeitsschwankungen der Referenzmeßstelle in der Austastlücke durcheinandergebracht. Ergebnis sind starke Helligkeitsschwankungen in der Kopie. Gegen diesen Kopierschutz helfen übliche Kopierschutzkiller. Die zweite Stufe schaltet noch das »Colorstriping« hinzu. Hierbei wird das Farbburstsignal schnell moduliert, was bei der Kopie starke Farbfehler hervorruft - leider auch bei vielen 100 Hz-Fernsehern. Aus technischen Gründen ist dieser Kopierschutz auf den Komponentenausgängen besserer Player nicht vorhanden. Zusätzlich können die gesamten Daten der DVD verschlüsselt sein, um ein Auslesen mit DVD-ROM-Laufwerken zu verhindern. Dazu tauschen das Laufwerk und die Decoderkarte/Decodersoftware Schlüssel miteinander aus, so daß nur zertifizierte Hardware oder Software Zugriff auf die Daten hat, nicht jedoch irgendwelche Kopierprogramme. 6.2.5.2. Länderkennung ------------------------------------------------- Um zu verhindern, daß beispielsweise US-DVDs nach Europa importiert werden, bevor der Film in Europa in den Kinos lief, kann der Hersteller jeder DVD einen Ländercode mitgeben, so daß die DVD nur auf Playern, die in den entsprechenden Ländern gekauft wurden, abgespielt werden können. Wer also US-Filme importieren will, der muß theoretisch auch seinen DVD-Player aus den USA importieren. Für viele Player und auch für PC-Decoderkarten sind jedoch Umbauten oder Softwaremodifikationen erhältlich, mit denen auf Knopfdruck der Ländercode gewechselt werden kann. Die Länderzonen sind: 1. Nordamerika 2. Japan, Europa, Mittlerer Osten, Südafrika 3. Südostasien, Hongkong 4. Australien, Neuseeland, Mittel- und Südamerika 5. Nordwestasien, Nordafrika 6. China Ältere Filme, die bereits weltweit aufgeführt wurden, sollten nach ursprünglichen Planungen eine Ländercodefreigabe für alle Zonen erhalten. Wegen der Konkurrenz der unterschiedlichen Vertriebstochterfirmen geschieht dies jedoch in der Praxis nur selten. 6.2.5.3. DiVX ---------------------------------------------------------- DiVX war ein Pay-per-View-Verfahren für DVDs, das im Frühjahr 1998 in den USA den Probebetrieb aufgenommen hat und am 16. Juni 1999 wieder eingestellt wurde, weil das Verfahren (zum Glück) zu wenig Kunden fand. In den folgenden beiden Absätzen ist das jetzt tote System kurz beschrieben. Durch eine geänderte Verschlüsselung (Triple-DES) kann eine DiVX-DVD nicht von einem normalen Player (»Open DVD«-Player) abgespielt werden, wohl aber können (US$ 100-200 teurere) DiVX-Player Open DVDs abspielen. Jede einzelne Disc ist mit einer individuellen Seriennummer versehen. Nach dem Kauf einer (billigeren) DiVX-DVD kann man diese vom Zeitpunkt des ersten Einlegens an 48 Stunden lang abspielen, danach muß jeder 48-Stunden-Zeitraum nochmals bezahlt werden. Der Player ist hierzu ans Telefonnetz angeschlossen und tauscht in regelmäßigen Abständen die Abrechnungsinformationen über eine gebührenfreie Nummer mit der Zentrale aus. Will man sich die pay-per-View-Zahlungen ersparen, kann man für einen höheren Betrag die DVD nur für einen Player unbegrenzt freischalten - falls der Hersteller dies für den jeweiligen Titel erlaubt. Am 16. Juni 1999 hat DiVX offiziell die Einstellung des Geschäftsbetriebs verkündet. Neue Kunden werden nicht mehr angenommen, alte DiVX-Scheiben können, im Rahmen einer zweijährigen Auslaufphase, noch bis zum 30. Juni 2001 genutzt werden. Käufer, die vor dem 16. Juni 1999 einen DiVX-Player gekauft haben, bekommen auf Antrag den Aufpreis für die DiVX-Funktionalität des Players, immerhin 100 US$, zurückerstattet. Als Grund fuer die Einstellung wurde mangelnde Unterstützung durch die Filmindustrie genannt, das Interesse der Kunden sei ungebrochen groß gewesen. Die Einstellung von DiVX bedeutet für die Betreiber einen Verlust von über 100 Mio. US$. 6.2.6. Qualitätsvergleich zwischen DVD und anderen Medien -------------- Nachdem die DVD jetzt bereits ein Jahr auf dem Markt ist und das (NTSC)-Softwareangebot auf weit über tausend Titel angestiegen ist, bezweifelt kaum jemand mehr, daß die Qualität einer professionell gemasterten DVD selbst der besten Laserdisc und erst recht einer VHS-Cassette merklich überlegen sein kann. Helligkeits- und Farbrauschen sind nicht existent und die Schärfe ist minimal besser als bei der Laserdisc. Artefakte wie man sie von MPEG-1-Videos (Video-CD) oder AVIs kennt, sind so gering, daß sie bei korrekt eingestelltem Fernseher (Schärfe, Kontrast) nicht sichtbar sind. Daher ist die DVD zur Zeit das Medium der Wahl für Videophile, wie u.a. auch die stark rückläufigen Verkaufszahlen von Laserdiscs zeigen. Es gibt jedoch Ausnahmen: viele der für den Europastart der DVD hastig hergestellten PAL-DVDs und Veröffentlichungen alter Filme, bei denen das Ausgangsmaterial nicht korrekt vorbearbeitet wurde (Entfernen von Kratzern etc.) oder bei denen die Encodierung nicht handoptimiert wurde (Weichzeichnung stark verrauschter Passagen, Bitratenoptimierung) weisen sichtbare Artefakte auf, die das Bild schlechter aussehen lassen können, als ein gutes Analogbild. 6.2.7. Sonstiges ------------------------------------------------------- Weitere Informationen findet man im englischsprachigen DVD-FAQ, erhältlich unter der URL http://www.videodiscovery.com/vdyweb/dvd/dvdfaq.html 7. Soundsysteme -------------------------------------------------------- Seit der Einführung des Tonfilms haben die Soundsysteme einen weiten Weg zurückgelegt. Zuerst kommt eine kleine Evolutionsgeschichte, dann folgen ein paar Worte zu den ausgestorbenen Soundsystem und dann wird klargestellt, was es sich mit »THX« auf sich hat. 7.1. Analoge Soundsysteme ---------------------------------------------- 7.1.1. Mono Ein analoger Tonkanal. 7.1.2. Stereo ---------------------------------------------------------- Zwei analoge Kanäle für links und rechts. 7.1.3. Dolby Stereo / Dolby Surround ----------------------------------- Ein Verfahren der Firma Dolby. Was im Kino »Dolby Stereo« heißt, wird im Heimbereich »Dolby Surround« genannt. Das Verfahren wird im Kino auch oft als »Dolby A« bezeichnet, weil es ursprünglich direkt in die Rauschunterdrückungsanlage von Dolby eingebaut war - und die arbeitete eben nach dem Verfahren »Dolby A«. Heute nennt Dolby dieses analoge Verfahren schlicht »Dolby«, um alle möglichen Verwirrungen zu komplettieren. Erster Film: »A Star Is Born« (1976) Vier Kanäle für links, Mitte, rechts und hinten; die vier Kanäle werden mit einem Matrix-Verfahren auf zwei Kanäle reduziert; Lichtton auf Film. Verbreitung im Heimbereich auf Laserdisc, Video, Fernsehen usw. Um im Heimbereich auch den Mittenkanal decodieren zu können, benötigt man einen »Dolby Surround Pro Logic«-Decoder. Wie funktioniert Dolby Surround? Wie werden in zwei physikalisch vorhandenen Tonkanälen (Stereo) vier untergebracht? Im Prinzip (hier leicht vereinfacht dargestellt) ist das nicht schwierig. Schauen wir uns zunächst ein normales Stereo-Signal an: Wird ein Ton nur auf den linken Kanal gegeben, hören wir ihn von links. Ist er nur auf dem rechten Kanal, hören wir ihn nur von rechts. Teilt man den Ton auf beide Kanäle auf, hören wir ihn von einer virtuellen Quelle irgendwo zwischen den beiden Lautsprechern. Ist die Aufteilung 50/50 erscheint es, als würde der Ton genau aus der Mitte kommen - unter zwei Voraussetzungen: 1. müssen wir in der Mitte zwischen beiden Lautsprechern sitzen und 2. die Lautsprecher müssen richtig angeschlossen sein, d.h. beide Plus-Pole des Verstärkers mit den Plus-Polen der beiden Lautsprecher und entsprechend beide Minus-Pole des Verstärkers mit den beiden Minus-Polen der Lautsprecher. Interessant ist nun, was passiert, wenn man einen der beiden Lautsprecher falsch polarisiert ... der Ton, der bei der 50/50-Aufteilung eigentlich aus der Mitte zu hören sein sollte, nimmt plötzlich eine relativ undefinierbare, diffuse Art an und ist eigentlich nicht mehr richtig zu lokalisieren - bestenfalls könnte man glauben, man höre ihn vom linken und vom rechten Lautsprecher gleichzeitig. Was ist passiert? Sind beide Lautsprecher gleich polarisiert, schwingen die Membrane synchron, also gleichzeitig nach vorne bzw. hinten. Dreht man den Anschluß eines Lautsprechers bewegen sich die Membrane entgegengesetzt, d.h. wenn (bei gleichem Ton auf beiden Kanälen) sich eine Membran nach vorne bewegt, geht die andere gleichzeitig nach hinten. Deshalb hört man den Ton nicht mehr aus der Mitte, sondern von beiden Lautsprechern. Um diesen Effekt zu erreichen, muß man nicht unbedingt einen Lautsprecher umpolen, man kann natürlich auch den gleichen Ton um 180 Grad phasenverschoben auf einen der beiden Stereo-Kanäle bringen. Nimmt man als Beispiel einen reinen Sinus-Ton, läßt man, während sich der Sinus für den linken Kanal aufwärts bewegt, den rechten Sinus abfallen. Der rechts Kanal ist sozusagen das Spiegelbild des linken Kanals. Das wars. Wir haben vier verschiedene Zustände definiert. So funktioniert Dolby Surround. Unzufrieden? :-) Naja, dann mache ich es fertig ... stellen wir uns vor, wir sind Sounddesigner bei einer Filmproduktion und sollen verschiedene Töne auf die verschiedenen Boxen eines Surround-Systems verteilen. Links fährt ein Auto; der Ton dazu kommt auf den linken Kanal. Rechts läuft ein Radio; der Ton dazu kommt auf den rechten Kanal. In der Mitte des Bilds sprechen Leute; die Dialoge kommen PHASENGLEICH auf beide Kanäle. Im Hintergrund hört man ein paar Vögel singen; der Ton dazu kommt 180 Grad PHASENVERSCHOBEN auf beide Kanäle. Somit sind die vier Kanäle auf zwei reduziert. Der Dolby-Surround-Decoder geht nun her und vergleicht den linken mit dem rechten Kanal. Findet er Tonanteile, die links und rechts gleich sind, werden diese extrahiert und auf den Mittenkanal (Center) gelegt. Findet er Tonanteile, bei denen rechts das Spiegelbild von links ist, werden diese extrahiert und auf den hintern Kanal (Surround) gelegt. Der neue linke und rechte Kanal ist, was nach dem Extrahieren des Center- und Surround-Kanals noch übrig bleibt. 7.1.4. Dolby Stereo 70mm 6-Track --------------------------------------- Erster Film: »Apocalypse Now« (1979) Kanäle für links, halblinks, Mitte, halbrechts, rechts und hinten bzw. später auch links, Mitte, rechts, hinten links, hinten rechts und Subwoofer; Magnetton mit sechs Spuren auf 70-mm-Film. Keine Verbreitung im Heimbereich. 7.1.5. Dolby Stereo Spectral Recording (SR) ----------------------------- Erster Film: »Die Reise Ins Ich« (1988) Wie Dolby Stereo, aber mit besserer Rauschunterdrückung und mehr Dynamik. »SR«, wie der Kinobetreiber sagt, ist heute der Standard für den Analogton von Filmen. »Dolby SR« ist somit eine Weiterentwicklung von »Dolby A« (siehe 7.1.3.); Hauptunterschied ist die stark verbessere Rauschunterdrückung, die entsprechend auch eine Nachrüstung der Kinos erforderte. Als Abfallprodukt aus dieser Weiterentwicklung entstand für den Heim-Audio-Bereich die analoge Rauschunterdrückung »Dolby S«, mit der alle modernen Tape-Decks ausgestattet sind. Im Heimbereich gibt es keinen Unterschied zwischen »Dolby A« und »Dolby SR«, weil Rauschen auf den gängigen Medien (VHS Hifi-Stereo, Laserdisc und DVD) kein Problem ist. Alle neueren Filme sind aber mit einem besseren, digitalen Ton ausgestattet, siehe dazu 7.2. 7.1.6. Sonstige analoge Soundsysteme ----------------------------------- Sie heißen »Ultra Stereo«, »dts Stereo« usw. Alles sind Matrix- Soundsysteme, die kompatibel zu Dolby Stereo sind. Teilweise bieten sie bessere Qualität als Dolby Stereo. 7.2. Digitale Soundsysteme --------------------------------------------- 7.2.1. Dolby Digital (DD) Erster Film: »Batmans Rückkehr« (1992) Sechs Kanäle für links, Mitte, rechts, hinten links, hinten rechts und Subwoofer; digital datenreduziert mit AC-3, auf Film auf einer Seite zwischen den Perforationslöchern; zum Digitalton existiert auf dem Film weiterhin ein analoger »SR«-Ton (siehe 7.1.5.), auf den im Falle des Ausfalls des digitalen Tons sofort zurückgeschaltet wird. Solch einen Filmstreifen nennt der Kinobetreiber deshalb »SR-D«. Verbreitung im Heimbereich auf NTSC-Laserdisc inzwischen Standard, auf NTSC-DVD Pflicht, auf PAL-DVD optional. Alle Kanäle können eine Auflösung von 16 bis (theoretisch) 24 Bit haben; in der Regel werden 16-Bit-Master verwendet. Die fünf Hauptkanäle bieten einen Frequenzbereich von 20 Hz bis 20 kHz, der Subwoofer-Kanal 20 bis 120 Hz. Die Dynamik liegt bei über 90 dB (bei 16 Bit). Aufgrund dieser Unterscheidung spricht man von 5.1 Kanälen. Ein Tonsignal im Format Dolby Digital muß nicht unbedingt 5.1 Kanäle umfassen; ein Dolby-Digital-Datenstrom kann auch weniger Kanäle enthalten. Typische Möglichkeiten sind 1.0 Kanäle (Mono), 2.0 Kanäle (Stereo), 2.0 Kanäle (Dolby Surround) und 5.0 Kanäle (ohne Subwoofer). Im Fall von 2.0 Kanälen kann tatsächlich durch ein Flag im Datenstrom entschieden werden, ob der Dolby-Digital-Decoder Stereo ausgeben soll oder seine Dolby-Surround-Schaltkreise aktiviert und damit aus den beiden Kanälen links, Mitte, rechts und hinten macht. (Viele DD-Decoder werten dieses Flag nicht richtig aus und überlassen dem Benutzer die richtige Einstellung.) 7.2.2. Dolby EX -------------------------------------------------------- Erster Film: »Star Wars: Episode I - The Phantom Menace« (1999) Passend zur ersten Episode von »Star Wars« bringt Dolby ein neues Soundsystem - naja, so neu ist es nicht. Es bietet sieben Kanäle für links, Mitte, rechts, hinten links, hinten mittig, hinten rechts und Subwoofer. Neu ist also nur der Mittenkanal hinten. Überhaupt nicht neu ist die Aufzeichnung auf Film (oder Heimkino-Medien): Es handelt sich ganz normal um Dolby Digital (AC-3-kodiert, siehe 7.2.1.) mit 5.1 Kanälen. Der neue Kanal wird im Prinzip über einen Dolby-Surround-Pro-Logic-Decoder (siehe 7.1.3.) gewonnen, der auf die beiden hinteren Kanäle des 5.1-Signals angesetzt wird. Damit wird aus hinten links und hinten rechts ein Hinten-Mitte-Kanal erzeugt. Teilweise findet man Dolby EX auch unter der Bezeichnung »Dolby Digital 6.1«. 7.2.3. Digital Theater Sound (dts) ------------------------------------- dts steht für »Digital Theater Sound«. Mit »dts« ist grundsätzlich »dts Digital« gemeint und nicht das analoge »dts Stereo« (siehe 7.1.6.). Erster Film: »Jurassic Park« (1993) Sechs Kanäle für links, Mitte, rechts, hinten links, hinten rechts und Subwoofer; digital datenreduziert mit CAC, ist nicht auf dem Film, sondern kommt von zwei CD-ROMs, die zusammen 200 Min. Ton halten können. Die ersten dts-Decoder verfügten über zwei CD-ROM-Laufwerke, neuere sogar über drei, was die max. Gesamtlänge auf 300 Min. erweitert. Um den Ton von CD-ROM mit dem Film zu synchronisieren, ist der Film neben dem analogen Lichtton mit einem optischen dts-Timecode ausgestattet. Zum Timecode existiert auf dem Film weiterhin analoger Lichtton (meist im »dts-Stereo«-Format, also »SR«-kompatibel). Fällt der dts-Ton aus, weil längere Zeit der Timecode nicht gelesen werden konnte, wird automatisch auf den analogen Ton zurückgeschaltet. Verbreitung im Heimbereich auf NTSC-Laserdisc (ca. 25 Titel sind verfügbar; Stand Q1/1998) und auf DVD (Region-Code 1, ca. 15 Titel sind verfügbar; Stand Q3/1999). Während jeder Laserdisc-Player mit digitalem Ausgang dts-Laserdiscs wiedergeben kann, müssen DVD-Player mit einem dts-Ausgang ausgestattet sein. Alle Kanäle haben eine Auflösung von 20 Bit. Die fünf Hauptkanäle bieten einen Frequenzbereich von 20 Hz bis 20 kHz, der Subwoofer-Kanal 20 bis 80 Hz. Die Dynamik liegt bei über 96 dB. [Praktisch in der Regel bei 102 bis 105 dB, theoretisch bis 122 dB.] Hinter dts steht die Firma Matsushita Electric Industrial Co, Ltd. (bei uns eher bekannt als »Panasonic« oder »Technics«). Vor allen die Filmfirma »Universal« und die Produktionsfirma von Steven Spielberg (»Amblin Entertainment«) setzen zur Zeit voll auf dts. Fast alle neuen Filme liegen heute in Dolby Digital und dts Digital vor. Ein Transfer der Sounddaten vom einen ins andere System klappt problemlos. 7.2.4. Sony Dynamic Digital Sound (SDDS) ------------------------------- Erste Filme: »Last Action Hero« (1993) »In The Line Of Fire« (1993) »Philadelphia« (1993) »The Remains of the Day« (1993) Acht Kanäle für links, halblinks, Mitte, halbrechts, rechts, hinten links, hinten rechts und Subwoofer; digital datenreduziert mit ATRAC, auf Film auf beiden Seiten außerhalb der Perforationslöcher; nur wenige Kinos sind mit SDDS ausgestattet (und viele mit SDDS-Ausstattung nutzen die beiden zusätzlichen Kanäle gegenüber Dolby Digital und dts nicht, weil die nötigen Lautsprecher nicht vorhanden sind); eine Verbreitung im Heimbereich ist nicht geplant. Wie bei Dolby Digital und dts ist weiterhin analoger Lichtton vorhanden, auf den zurückgeschaltet wird, wenn der SDDS-Ton einmal ausfällt. SDDS hat weiterhin den Nachteil, daß die Filmkopiergeschwindigkeit sehr niedrig (<24 Bilder pro Sekunde) sein muß, damit der SDDS-Ton später zuverlässig abgetastet werden kann. Alle Kanäle haben eine Auflösung von 16 Bit. Die sieben Hauptkanäle bieten einen Frequenzbereich von 20 Hz bis 20 kHz. Die Dynamik liegt bei über 90 dB. SDDS ist eine Entwicklung aus dem Hause Sony. Damit ist auch klar, daß die Filmfirma Columbia/Tristar voll auf SDDS setzt, schließlich gehört diese Sony. Da nur wenige Kinos mit SDDS-Anlagen ausgestattet sind, erscheinen aber alle neuen Filme auch in mindestens einem anderen Digitalformat. Rein technisch gesehen, können alle drei digitalen Soundsysteme und analoger »SR«-Lichtton auf einem 35-mm-Film angebracht sein. 7.3. Nicht mehr verwendete Soundsysteme -------------------------------- 7.3.1. Sensurround Bei Sensurround handelt es sich zwar um ein namentlich sehr bekanntes, aber kurzlebiges und selten eingesetztes Soundsystem. Der Bekanntheitsgrad rührt wohl daher, daß es sich bei Sensurround um eines, wenn nicht das erste Soundsystem überhaupt handelt. Es wurde aber nur bei vier Filmen eingesetzt: * »Earthquake« (1974), * »Midway« (1976), * »Rollercoaster« (1977) und * »Battlestar Galactica« (1978/europäische Filmfassung). Neben dem normalen Stereo- bzw. Mono-Soundtrack bot Sensurround einen aufwendigen Subwoofer-Kanal. Kinos wurden für Sensurround mit einer Vielzahl von Subwoofern ausgestattet (nicht nur hinter der Leinwand), die dann bei entsprechenden Filmstellen das Kino im wahrsten Sinne des Wortes zum Wackeln gebracht haben. 7.3.2. Cinema Digital Sound (CDS) -------------------------------------- CDS ist das erste digitale Soundsystem. Es wurde von Kodak entwickelt und bot 6 Tonkanäle, die den Zweikanallichtton des Films komplett ersetzten. Nur wenige große Filme waren mit CDS ausgestattet, u.a. »Terminator 2« (1991), »Days of Thunder« (1990), »Hook« (1991). Die zwei Gründe für die Nichtverbreitung von CDS sind offentsichtlich: * CDS-Filmkopien konnte nur in Kinos mit CDS-Anlage gezeigt werden, weil kein normaler Lichtton vorhanden war. * Fiel in diesen Kinos der CDS-Ton aus (was heute bei Dolby Digital, dts oder SDDS nicht selten vorkommt), gab es keine Möglichkeit, automatisch auf den analogen Lichtton zurückzuschalten - im Kino herrschte Totenstille. 7.4. Qualitätssicherungssysteme ---------------------------------------- Mit dem Aufkommen der hochwertigen Soundsysteme stellte sich für Experten schnell heraus, daß viele Filmproduktionen wie auch Kinos mit nur minderwertiger Technik ausgestattet sind und deshalb kein »großen Filmerlebnis« bieten können. Speziell Tom Holman von LucasFilm nahm sich diesem Problem an und durch seine Arbeit entstand das erste Qualitätssicherungssystem, das wir heute unter dem Kürzel »THX« kennen. 7.4.1. THX ------------------------------------------------------------- Um gleich einmal das größte Mißverständnis der Menschheitsgeschichte auszuräumen: THX ist _KEIN_ _SOUNDSYSTEM_. THX steht (laut einer der offiziellen Versionen) für »Tomlinson Holman eXperiment«. Tom Holman ist ein Mitarbeiter von Lucasfilm und hat sich jahrelang mit Surround-Sound-Anlagen beschäftigt. Er hat viele Versuche gemacht, z. B. wie Lautsprecher beschaffen und ausgerichtet sein müssen, damit man im Kino ein tolles Klangerlebnis hat. Das Kürzel »THX« taucht bei George Lucas immer wieder auf; z.B. zwei seiner frühen Filme heißen »THX 1138:4EB« (1967) und »THX 1138« (1970). Schon schnell zeigte sich, daß für ein großes Kinoerlebnis mehr nötig ist, als nur eine gute Tonanlage. So ist ein Katalog von Qualitätsmerkmalen entstanden, den Hersteller bzw. Kinos erfüllen können. Wenn sie glauben das zu tun, lassen sie von LucasFilm für viel Geld eine Prüfung machen und wenn die Leute von LucasFilm das dann auch so sehen, dann darf das Gerät des Herstellers bzw. das Kino das Zertifikat »THX« für sich in Anspruch nehmen. 7.4.1.1. Kinos mit THX-Zertifikat -------------------------------------- Will ein Kinobetreiber für einen bestimmten Saal ein THX-Zertifikat, reist ein Techniker von LucasFilm mitsamt Laptop und fünf Mikrofonen an, um sich mit akribischer Genauigkeit von der Qualität der Tonwiedergabe zu überzeugen. Dabei wird nicht nur die installierte Tontechnik geprüft, sondern u.a. auch: - Ist die Klimaanlage nicht zu hören? - Ist der Projektor nicht zu hören? - Sind keine Außengeräusche zu hören? Neben dieser (nicht unerheblichen) Hürde wird zusätzlich u.a. folgendes geprüft, was über Audio-Aspekte hinausgeht: - Ist die Leinwand groß genug? - Halten sich die Lichtreflektionen an Wand und Decke in Grenzen? - Ist die Lichtleistung des Projektors ausreichend? - Ist der Blickwinkel auf die Leinwand max. 36 Grad? Um ein THX-Zertifikat zu erhalten spielt es (fast) keine Rolle, was für ein Surround-Sound-System (A-Chain = Abtaster und Decoder) im Kino eingebaut ist - wichtig ist, daß die Verstärker- und Wiedergabekomponenten (= B-Chain) THX-zertifiziert sind. Etwas mißverständlich ist die Aussage des THX-Trailers: »THX Soundsystem installed in this theater«. Das heißt nichts anderes, als daß das Kino mit einer B-Chain ausgestattet ist, bei der alle Komponenten dem THX-Katalog entsprechen. Der Grund dafür ist, daß anfangs _NUR_ einen Katalog für die Soundsystem-Komponenten gab. LucasFilm hat schnell eingesehen, daß das a) nicht ausreicht und b) man viel mehr Geld für das Zertifikat verlangen kann, wenn man einen größeren Katalog hat, den man prüfen kann. Zwischen A- und B-Chain, also nach den Decodern der Surround-Sound- Systeme und vor den Endverstärkern, führt das THX-System zudem etwas zusätzliche Hardware ein, was von LucasFilm eben auch als »THX Soundsystem« bezeichnet wird. Die THX-Zusatz-Hardware macht vier Dinge: * Abtrennung eines Subwoofer-Kanals aus den Kanälen L, C, R (nur bei analogen Surround-Sound-Systemen). * »Re-Equalization« für die Kanäle L, C, R (klangliche Anpassung der drei Frontkanäle, auch unter Berücksichtigung der ange- schlossenen Boxen). * »Timbre-Matching« für den Surround-Kanal (klangliche Anpassung des im Frequenzumfang beschränkten Surround-Kanals; nur bei analogen Surround-Sound-Systemen). * »Decorrelation« des Surround-Kanals (aus dem einen Surround- Kanal werden zwei leicht verschiedene Surround-Kanäle; nur bei analogen Surround-Sound-Systemen). Das THX-Zertifikat für Kinos muß durch eine technische Prüfung jährlich erneuert werden. Diese regelmäßigen Überprüfungen werden aber i.d.R. von lokalen authorisierten Tontechnikern vorgenommen. Nicht jedes Kino, das mit THX wirbt, hat von LucasFilm auch das Zertifikat dafür erhalten. Sofern das Kino aber zumindest halbwegs der oben genannten Liste entspricht, wird die Werbung von LucasFilm großzügigst toleriert. Wer das bei seinem Stammkino mal prüfen will, sollte nach der THX-Urkunde fragen: wenn das Gegenüber selbige stolz vorführen kann, ist das Kino wirklich fuer überdurchschnittlich gut befunden worden. Wenn nicht, ist lediglich THX-geprüfte Technik eingebaut (aber gute Reifen machen noch kein Rolls-Royce). 7.4.1.2. Geräte fürs Heimkino mit THX-Zertifikat ----------------------- Von Joerg-Olaf Schaefers Für Gerätehersteller (Verstärker, Boxen, Surround-Decoder, Laserdisc-Player usw.) gibt es ebenfalls einen Katalog von Anforderungen. Nach erfolgreicher Prüfung darf sich das Gerät dann mit einem THX-Logo schmücken. Surround-Decoder mit THX-Zertifikat verfügen über zusätzliche Schaltungen für die »THX«-Wiedergabe. Im wesentlichen sind dies (vgl. 7.4.1.1.): * »Decorrelation« Durch eine Veränderung der Phasenlage des Surround-Signals verhindert man die Ortung der hinteren Lautsprecher. * »Re-Equalizing« Der Höhenbereich der Frontlautsprecher wird etwas abgesenkt um den Klang der Kinoabmischung im Heimbereich natürlicher klingender zu lassen. (Die Kinofassung eines Spielfilms ist in aller Regel recht hell gemischt, man gleicht so die natürliche Dämpfung der Höhen in großen Kinos mit vielen Personen aus.). * »Timbre Matching« Mit Timbre Matching bezeichnet man die Anpassung der Klangfarbe zwischen Front- und Rearboxen. Zudem bilden THX-Decoder das Subwoofer-Signal aus allen drei Frontkanälen. Im Frühjahr 1999 hat der Lizenzgeber Lucasfilm zwei neue Bezeichnungen für THX-Produkte im Heimbereich eingeführt. Mit »THX Ultra« werden Geräte zertifiziert, die weiterhin alle Anforderungen der ursprünglichen THX-Norm erfüllen (bisher »Home THX« oder schlicht »THX« genannt). Mit »THX Select« hingegen wurde eine Möglichkeit geschaffen, das prestigeträchtige THX-Logo auch auf einfacheren Geräten unterzubringen. Die Anforderungen an »THX Select«-Produkte sind nicht ganz so streng und erlauben somit eine günstigere Fertigung. Ob diese Aufweichung des THX-Standards einen Qualitätsverlust bedeutet, mag jeder selbst entscheiden, für Lucasfilm bietet »THX Select« allerdings die Möglichkeit auch für Geräte im unteren/mittleren Preissegment (verkaufsfördernde?) THX-Lizenzen anzubieten zu können. 7.4.1.3. Filme fürs Heimkino mit THX-Zertifikat ------------------------ Für »Software«-Hersteller (also Spielfilme) gibt es ebenfalls Anforderungen; im NTSC-Bereich gibt es einen Katalog für das Mastering von Laserdiscs, DVDs und Videokassetten, sowie einen Katalog für die Vervielfältigung von Laserdiscs. Für PAL gibt es nur einen Katalog für das Mastering. Entspricht z. B. das Mastering und die Vervielfältigung einer NTSC-Laserdisc den beiden THX-Katalogen (und wurde das von LucasFilm geprüft), darf sich die Laserdisc mit »THX Mastered and duplicated« (oder kurz »THX Laserdisc«) schmücken. Z. B. TERMINATOR (1) existiert als »THX Mastered and duplicated« Laserdisc und hat nur einen Mono-Soundtrack; gleiches gilt z. B. für GOLDFINGER. Deshalb nochmal: THX hat nichts mit dem (Surround-)Soundsystem zu tun, sondern ist ein Qualitäts- sicherungssystem für Bild und Ton. 7.4.1.4. Theater Alignment Program (TAP) --------------------------------- Von Sönke Tesch TAP ist die Abkürzung für das »Theater Alignment Program« (http://www.thx.com/tap). Diese Abteilung von LucasFilm bietet der Filmindustrie bereits seit 1983 diverse Dienstleistungen rund um die THX-Idee an: * Qualitätssicherung bei der Herstellung des Masters und der Kopien. * Sämtliche »betroffenen« Kinos erhalten ein Infopaket über den Film mit technischen Details zur Vorführung und weiteren Anmerkungen des Regisseurs und/oder des Produzenten. * Vor der Premiere werden einige oder alle Premierenkinos von Technikern überprüft. Hinter dieser Aktion dürfte sich die THX-Zertifizierung verstecken. * Während der ersten zwei Wochen nach der Premiere werden Freiwillige vom TAP aufgefordert, die Qualität der Vorführung zu beurteilen. Diese Berichte gehen an das Studio und evtl. auch an die Theaterleitung. Darüber hinaus hat Otto Normalgucker ebenfalls die Möglichkeit, sich beim TAP zu beschweren. Das Theater Alignment Program arbeitet zur Zeit nur in den USA und Kanada. Allen anderen Kinofreunden bleibt somit »nur« der direkte Gang zur Theaterleitung bzw. die altbekannte Abstimmung mit den Füßen, was aber angesichts der bisherigen THX-Politik durchaus die effektiveren Methoden sein können. 7.4.1.5. Anmerkungen zu THX -------------------------------------------- Nun ein paar persönliche Anmerkungen: Ich halte nur wenig von dieser THX-Sache, weil es IMHO fast nur Geldmacherei ist. Ich kenne mindestens ein THX-Kino, in dem man wegen des Projektorklapperns bei leisen Stellen kaum den Filmton versteht (»Ambo 3« in Stuttgart - denen wurde bis heute nicht untersagt, mit »THX« zu werben); ich kenne Laserdiscs, die trotz THX-Qualitätssicherung in ihrer ersten Pressung massive Fehler hatten (bei »Star Wars - The Defintive Collection« brauchte es mindestens drei Anläufe, bis alle Bilddefekte (eine fehlende Szene, »Rolling bars«, Preßfehler usw.) behoben waren; bei »Stargate« hatte die erste Pressung einen total defekten Dolby-Surround-Soundtrack; bei »Hunt For Red October« fehlt auf der dritten Seite der linke Surround-Kanal; viele neuere THX-Laserdiscs (z. B. »Independence Day«, »Jumanji« und »Phenomenon«) bieten nur eine unzureichende Bildqualität, die von Nicht-THX-Laserdiscs (z. B. »Chain Reaction«) locker geschlagen wird) usw. Ich bestreite nicht, daß vieles, was unter dem Label THX auf den Markt gebracht wird (ich beziehe mich jetzt in erster Linie auf Laserdiscs), echt toll ist, aber eine Garantie ist das THX-Logo nicht. - Und es kann auch ohne THX-Logo sehr gut sein. Hauptsächlich bin ich den Leuten von LucasFilm dafür dankbar, daß sie diese Qualitätswelle losgetreten haben und z. B. bei einem wirklich zertifizierten Kino auch davon ausgehen kann, daß dieses zur »Premiumklasse« gehört. Der ganze Vorteil wird allerdings durch die reichlich inflationäre Benutzung ad absurdum geführt. THX ist zwar eine gute Norm, aber LucasFilm ist (inzwischen) weniger an der Qualität als an dem Geld, daß sich mit dem Markennamen verdienen läßt, interessiert. 8. Begriffserklärungen und Abkürzungen --------------------------------- In Vorbereitung. 9. Literatur ----------------------------------------------------------- * Keith Jack Video Demystified A Handbook for the Digital Engineer Brooktree, 1993 ISBN 1-878707-09-5 * Charles A. Poynton A Technical Introduction to Digital Video John Wiley & Sons, 1996 ISBN 0-471-12253-X http://www.inforamp.net/~poynton/ 9.1. Interessante Web-Seiten ------------------------------------------- Hier finden sich Links auf gleiche und verwandte Themen dieses FAQs. * DVD http://www.planet-dvd.ch/ http://www.dvd-inside.de/ * DiVX http://www.divx.com/ http://www.bandivx.com/ * Filmformate http://www.frii.com/~rjn/laser/default.htm * Kinotechnik http://kino.s.bawue.de/kt/ * Qualitätsnormen http://www.thx.com/ * Surround-Sound-Systeme http://www.dolby.com/ http://www.dtstech.com/ --- Ende des FAQ -------------------- Copyright (C) 2000 Matthias Zepf --- -- ** Matthias Zepf, Leonberg, Germany *** http://www.bawue.de/~agnus ** ** eMail (MIME): agnus@amylnd.s.bawue.de ***** PGP key on request! ** ** DVD reviews: http://www.dvd-inside.de ** matthias@dvd-inside.de **